© Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich
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24. Mai 1938
Während der Reichsmusiktage wird in Düsseldorf die Ausstellung Entartete Musik eröffnet, die als Pendant zur Ausstellung Entartete Kunst Musiker und Komponisten diffamiert, die in der Ideologie des Nationalsozialismus keinen Platz haben.31. Mai 1938
Das „Gesetz über Einziehung von Erzeugnissen entarteter Kunst“ wird erlassen.Als „entartet" eingestufte Kunstwerke können ab diesem Zeitpunkt entschädigungslos enteignet werden. Durch das Gesetz wird die Beschlagnahme aus dem vorangegangenen Jahr nachträglich legalisiert und eine Grundlage für die nun einsetzende „Verwertung“ der „entarteten Kunst“ geschaffen, das heißt den Verkauf gegen Devisen oder den Tausch gegen ältere Kunstwerke.18. Juni 1938
Die sog. Juni-Aktion, bei der als „asozial“ eingestufte Männer verhaftet und dann in Konzentrationslager verschleppt werden, endet. Die Aktion war auf Anordnung Adolf Hitlers auch auf Juden ausgeweitet worden.Sommer 1938
Am Schauspielhaus in Zürich, das klar antifaschistisch ausgerichtet ist, wird auf Betreiben des Verlegers Emil Oprecht und des Dramaturgen Kurt Hirschfeld die Neue Schauspielhaus AG gegründet.Das Theater war bis zu diesem Zeitpunkt von seinem Eigentümer Ferdiand Rieser privat betrieben worden und hatte in den Jahren seit 1933 Emigranten aus Deutschland eine neue Wirkstätte geboten. Unter dem Druck deutscher Behörden und nationalsozialistisch gesinnter Schweizer hatte Rieser das Theater zum Verkauf angeboten. Mit der Neugründung der AG und unter Leitung Oskar Wälterlins und des Regisseurs Kurt Hirschfeld kann das Haus jedoch im bisherigen antifaschistischen Geiste weitergeführt werden.6.-15. Juli 1938
Auf Initiative des amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt findet die Konferenz von Évian statt.Hier treffen sich Vertreter aus 32 Nationen, um die Möglichkeiten der Auswanderung deutscher und österreichischer Juden zu verbessern, die in ihrer Heimat den Verfolgungsmaßnahmen der Nationalsozialisten ausgesetz sind. Die Konferenz geht ergebnislos zu Ende, weil die Bereitschaft zur Aufnahme von jüdischen Flüchtlingen sehr begrenzt ist.8. Juli 1938
Eröffnung der Ausstellung Twentieth Century German Art in den New Burlington Galleries in LondonDer Großteil der ausgestellten Werke stammt von in London ansässigen deutschen Exilanten. Die Schlagkraft des Projektes, welches als Gegenausstellung zur Entarteten Kunst geplant war, wird abgeschwächt durch die Beschwichtigungspolitik der britischen Regierung.Juli 1938
Bildung des Intergovernmental Committee on Refugees (IGC) auf der Konferenz von ÉvianDas Komitee soll weitere Einreisekontingente für jüdische Flüchtlinge aus Deutschland und Österreich verhandeln und eine geordnete Ausreise mit den deutschen Stellen abstimmen.15. Juli 1938
Die Dominikanische Republik will 50.000 bis 100.000 vertriebene Juden aufnehmen.Die Dominikanische Republik ist damit das einzige Land, das sich bereit erklärt, im Rahmen eines landwirtschaftlichen Siedlungsprojektes, eine so große Zahl von vertriebenen Juden aufzunehmen. Der dominikanische Diktator verfolgt hiermit jedoch lediglich das Ziel seine eigene Reputation zu verbessern, weil er zuvor selbst ein Massaker im eigenen Land an Einwanderern aus dem benachbarten Haiti angeordnet hatte.1. August 1938
Der SS-Führer Adolf Eichmann organisiert die Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien.Eichmanns Zentralstelle ist die einzige NS-Stelle, die ermächtigt ist, österreichischen Juden Ausreisegenehmigungen zu erteilen. In weniger als eineinhalb Jahren verlassen rund 128.000 Juden zwangsweise das Land.7. September 1938
In Italien wird ein Dekret erlassen, das die Ausweisung aller seit 1919 nach Italien eingewanderten Juden – etwa 9.000 Personen – anordnet, falls sie nicht innerhalb von sechs Monaten das Land verlassen.