Die Sonderausstellung präsentiert in 28 Interviews die Ergebnisse einer Zeitzeugenbefragung, die das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 von April 2013 bis August 2014 gemeinsam mit dem Hörfunkjournalisten Jochanan Shelliem realisierte.
Das Interviewprojekt trägt dem differenzierten Exilbegriff Rechnung, den die virtuelle Ausstellung „Künste im Exil“ anlegt: Deutschland rückt dadurch ins Blickfeld sowohl als Land, in dem 1933 bis 1945 Menschen verfolgt und ins Exil gezwungen wurden, wie auch als Aufnahmeland für Verfolgte aus anderen Ländern nach 1945.
Interviewt wurden Zeitzeugen, die in der Zeit des Nationalsozialismus aus Deutschland hatten fliehen müssen. Sie waren damals Kinder oder Jugendliche, aus denen – unter den Bedingungen des Exils – Künstlerinnen und Künstler wurden. Darüber hinaus wurden Künstlerinnen und Künstler interviewt, die von der DDR nach Westdeutschland gingen bzw. aus anderen Ländern aufgrund von Verfolgung in der BRD Zuflucht suchten. Sie hatten in ihrem Herkunftsland bereits künstlerische Motive und Ausdrucksweisen gefunden, die zum Grund für Verfolgung und Flucht gerieten. Gemeinsam ist vielen der Interviewten, dass ihnen durch das Exil der Zusammenhang, in dem ihre Kunst entstanden war, verloren ging – darunter auch Themen, Netzwerke und unter Umständen auch das Publikum.
Die Gespräche, die an vielen unterschiedlichen Orten im In- und Ausland geführt wurden, geben Einblicke in die Bedeutung der erzwungenen Entortung, welche die Flucht und das Exil mit sich brachten. Und sie machen deutlich, auf welche Weise sich diese Erfahrungen auf die künstlerische Entwicklung und Produktion auswirkten.
Alle Interviews sind in der Deutschen Nationalbibliothek langzeitarchiviert und liegen dort – über den Katalog auffindbar – in weiteren, unterschiedlich langen Fassungen vor. Ebenso befinden sich die Interviews in der Deutschen Digitalien Bibliothek. Als Zeitdokumente sind sie wichtige Quellen für das Verstehen von Geschichte. Zugleich sind sie Momentaufnahmen sehr persönlicher Gespräche und bezeugen eine jeweils andere und individuelle Geschichte.