Sonderausstellung: Max Beckmann

Max Beckmann in St. Louis

Gemälde: Max Beckmann, Morgen am Mississippi
Max Beckmann: Morgen am Mississippi, 1949
Privatbesitz ⓒ VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Sonderausstellung: Max Beckmann

Max Beckmann in St. Louis

Nach seiner ersten Überfahrt aus Holland, die 29. August 1947 begann, und einem kurzen Aufenthalt in New York fuhren Max und Mathilde Q. Beckmann mit dem Zug nach St. Louis in Missouri, wo sie am 18. September 1947 eintrafen. An der dortigen Washington University Art School erhielt der Maler befristet die Stelle des in Europa weilenden Malers Philipp Guston.

Obgleich die Bezahlung nicht üppig ausfiel, war Beckmann optimistisch, genoss die Aufmerksamkeit der zahlreichen „Beckmannjaner“, die er in St. Louis kennenlernte. Trotz aller Anstrengung, die das neue Leben in einer anderen Kultur und Sprache mit sich brachte, war er froh über die nach dem Eingesperrtsein in Amsterdam so dringend benötigte „Coulissenveränderung“. Beckmann war in St. Louis fasziniert von der Pracht der Gärten, den riesigen Flächen des Forest Park und dem mächtigen Mississippi. Nach seinen ersten Eindrücken des Ankunftstages in St. Louis resümierte er: „Es ist möglich, daß es hier noch einmal möglich sein wird zu leben.“ (Tagebuch, 18. September 1947)

Zu den wichtigsten Bekannten, die sich um ihn kümmerten und ihm das Leben in der neuen Umgebung erleichterten, zählten u. a. der Direktor der Kunstschule Kenneth Hudson, der Schüler Walter Barker, der Kaufhausmagnat und Beckmannsammler Morton D. May mit seiner Frau Marge, das Ehepaar Joe und Louise Pulitzer und der Direktor des Saint Louis Art Museums, Perry Rathbone und seine Frau Euretta. Letztere waren die treibende Kraft bei der Vermittlung von Beckmanns Lehrauftrag in St. Louis gewesen. Der Maler und seine Frau bezogen eine Wohnung auf dem Campus, und Beckmann konnte über ein eigenes Atelier verfügen. Er unterrichtete eine Klasse junger Kunststudenten und war über diese Arbeit, vor der ihm zunächst auch aufgrund der Sprachschwierigkeiten etwas bangte, positiv überrascht.

Zahlreiche Partys, die zu Beckmanns Ehren veranstaltet wurden, bildeten einen Kontrast zu den Jahren der Nicht-Beachtung im Exil. Ein Höhepunkt für den Maler dürfte die Eröffnung der Beckmann-Retrospektive gewesen sein, die mit über 800 Gästen im Mai 1948 im City Art Museum in St. Louis stattfand.

In Amerika setzt Beckmanns Spätwerk ein, das konsequent fortführt, was von Anfang an sein künstlerisches Anliegen war: die Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur und die Übersetzung des dreidimensionalen Raums in die malerische, zweidimensionale Fläche sowie immer wieder aufs Neue die Erforschung des eigenen Ich. Max Beckmann lebte bis Juni 1949 in St. Louis. Im Sommer 1948 kehrte er noch einmal nach Amsterdam zurück, um die dortige Wohnung aufzulösen. Nach dieser endgültigen Rückkehr in die Vereinigten Staaten bricht der zweite Abschnitt seiner Zeit in St. Louis an, bis er im Sommer 1949 nach New York zog. Von hier aus reiste er im Juni seines Todesjahres 1950 ein letztes Mal nach St. Louis, wo ihm die Ehrendoktorwürde der Washington University verliehen wurde.

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