Ludwig Meidner - Internierung
Ludwig Meidner - Internierung
Ich bin gesund u. wieder jung geworden …
Ludwig Meidner, Brief an Hilde und Walter Rosenbaum vom 24. September 1940, Institut Mathildenhöhe, Städtische Kunstsammlung Darmstadt, aufbewahrt im Stadtarchiv Darmstadt, ST 45 Meidner 1176
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die rund 70.000 Staatsangehörigen des Deutschen Reichs, die in Großbritannien lebten, registriert. Aber erst im Mai 1940, als mit dem Einmarsch nach Frankreich und in die Niederlande die Gefahr einer deutschen Invasion drohte, begann die massenhafte Internierung derjenigen "enemy aliens", also der "feindlichen Ausländer", die zunächst noch als harmlos eingestuft worden waren.
Ludwig Meidner war von Juni bis Oktober 1940 zunächst in Huyton Camp bei Liverpool interniert. Hier wurden einige Straßenzüge mit gerade fertiggestellten Sozialwohnungen mit einem Stacheldrahtzaum umgeben und so zu einem Internierungslager umfunktioniert. Der unmittelbaren Sorgen für seinen Lebensunterhalt enthoben und angeregt durch die Begegnungen mit den zahlreichen ebenfalls internierten Künstlern und Intellektuellen blühte Meidner in der Internierung regelrecht auf: "Ich bin gesund u. wieder jung geworden, sehe aus wie Anfang Vierzig u. portraitiere zeichnend den ganzen Tag, auch Aufträge ausführend oder landschaftere hier, wenn das Wetter gut, denn auch Natur gibt es innerhalb dieses architektonisch ausgezeichnet gestalteten Lagers, das eine moderne Arbeitersiedlung ist und später diesem Zweck wieder zugeführt wird." (Ludwig Meidner, Brief an Hilde und Walter Rosenbaum vom 24. September 1940, Institut Mathildenhöhe, Städtische Kunstsammlung Darmstadt, aufbewahrt im Stadtarchiv Darmstadt, ST 45 Meidner 1176)
Weiterführende Literatur:
Presler, Gerd/Riedel, Erik, Ludwig Meidner. Werkverzeichnis der Skizzenbücher / Catalogue Raisonné of His Sketchbooks, München 2013.