Sonderausstellung: Erika Mann

Wir müssen uns alle ganz der Politik weihen

Erika Mann in der Pfeffermühle, Basel 1934
Erika Mann in der Pfeffermühle, Basel 1934
Foto: Karl Mettler, Münchner Stadtbibliothek / Monacensia, EM F 206
Sonderausstellung: Erika Mann

Wir müssen uns alle ganz der Politik weihen

Die Pfeffermühle, 1933 – 1937

Am 1. Januar 1933 – 29 Tage vorm Antritt des neuen Kanzlers – gründeten wir in der Münchner Bonbonniere dies Kabarett […] Was wollten wir? Die Nazis bekämpfen. Deshalb nannten wir uns „literarisch“. Aus Berechnung und obwohl wir auch das waren, unvermeidlich, quasi heillos, von Hause aus. Mit sehr aggressiven Programmen und schönstem Erfolg spielten wir – bis der Reichstag brannte. Auch an jenem Abend haben wir noch gespielt.

Erika Mann, Therese Giehse zum 70. Geburtstag,1968. In: Erika Mann: Blitze überm Ozean. Aufsätze, Reden, Reportagen. Hrsg. von Irmela von der Lühe und Uwe Naumann. Reinbek 2000. S.449–457.


Die Wahlerfolge und der wachsende Einfluss der NSDAP wurden in der Familie Mann mit Entsetzen und Sorge beobachtet. Thomas, Heinrich und Klaus Mann reagierten literarisch und publizistisch. Erika Manns Antwort war das Kabarett. Seit Herbst 1932 plante sie zusammen mit der Schauspielerin Therese Giehse, dem Musiker Magnus Henning und Bruder Klaus eine Kleinkunstbühne in der Tradition der Münchner „Elf Scharfrichter“ und des Berliners „Überbrettl“. Am 1. Januar 1933 eröffnete die „Pfeffermühle“ in der Bonbonniere in der Nähe des Hofbräuhauses. Publikum und Kritiker waren begeistert, die völkische Presse schäumte.

Bis Ende Februar spielte man vor ausverkauftem Hause. Erstmals in der Geschichte des Kabaretts lag die Verantwortung für die Texte, die Aufführungen und die Organisation in den Händen einer Frau.

Weiterführende Literatur
Helga Keiser-Hayne: Erika Mann und ihr politisches Kabarett „Die Pfeffermühle“ 1933–1937. Texte- Bilder-Hintergründe. Reinbek 1995.
Ute Kröger: Wie ich leben soll, weiss ich noch nicht. Erika Mann zwischen „Pfeffermühle“ und „Firma Mann“. Ein Porträt. Zürich 2005.
Klaus Budzinski/ Reinhard Hippen (Hrsg.): Metzler Kabarett Lexikon. Stuttgart 1996.

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