Die tänzerische Generation
Die tänzerische Generation
Und wenn man mich bäte, vor einer größeren Zuschauermenge mit dem Auto eine Turmtreppe hinaufzufahren, wobei ich Maria Stuart zu deklamieren und gleichzeitig einen kleinen Bericht, meine „Eindrücke“ bei diesem Unternehmen betreffend, zu verfassen hätte, –ich würde es gewiss tun.
Erika Mann, Geht die Kunst nach Brot? 1931.
In: Erika Mann: Blitze überm Ozean. Aufsätze, Reden, Reportagen. Hrsg. von Irmela von der Lühe und Uwe Naumann. Reinbek 2000, S.99–101.
Bei Max Reinhardt in Berlin erhielt Erika Mann ihre Ausbildung als Schauspielerin; Engagements in Bremen, Hamburg, Frankfurt und München folgten schnell. Unter der Regie von Gustaf Gründgens und zusammen mit anderen „Dichterkindern“, Pamela Wedekind und Mopsa Sternheim, spielte sie seit 1924 auch in den skandalumwitterten Theaterstücken ihres Bruders Klaus. Mit Bubikopf und Zigarette verkörperte Erika Mann den Typus der „neuen Frau“ der zwanziger Jahre. Reisen und rasante Autofahrten liebte sie leidenschaftlich. Und auch der „Familienfluch“ des Schreibens traf sie. 1927/28 zwang die Weltreise mit Bruder Klaus zur Aufbesserung der Finanzen. „Nur für die Zeitung“ verfasste sie seither regelmäßig Glossen und Artikel. Aber Politik und großes Weltgeschehen ließen sich auf die Dauer nicht verdrängen, der Aufstieg der Nationalsozialisten wurde im Hause Thomas Manns seit vielen Jahren kritisch kommentiert. Im Januar 1932 erlebte Erika Mann die heraufziehenden Gefahren erstmals ganz persönlich.
Weiterführende Literatur
Irmela von der Lühe: Erika Mann. Eine Lebensgeschichte. Reinbek 2009.
Klaus Mann: Der Wendepunkt. Ein Lebensbericht. Mit unbekannten Texten aus dem Nachlass. Hrsg. von Fredric Kroll. Reinbek 2006.
Anna Rheinsberg: Bubikopf. Aufbruch in den Zwanzigern. Texte von Frauen. Darmstadt 1988.
Susanne Meyer-Büser: Bubikopf und Gretchenzopf. Die Frau der Zwanziger Jahre. Katalog zur Ausstellung des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg. Heidelberg 1995.