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CABARET
DES KÜNSTLER-KLUB
„DIE LATERNE“
PARIS
„DIE LATERNE“ spielt im historischen „Caveau Camille Desmoulins“, 5, Rue des Beaujolais (im Palais Royal), Paris-I (Zugang Rue des Petits Champs“)
PREMIERE: Donnerstag, 2. Dezember, 8.45 Uhr; Freitag, 3. Dezember.
Sowie die folgenden Donnerstage und Freitage des Dezember: 9, 10, 16, 17, 23, 30, sowie alle Donnerstage und Freitage der folgenden Monate.
Vorverkauf: Buchhandlung LIFA, 17, Rue Meslay.
CABARET mit Restaurationsbetrieb – Consommation ab 2.50 Fr.
Plätze ab 5.00 Fr. – Telefonische Tischbestellungen: Central: 78-10.
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WIR „INTERVENIEREN“ MIT LACHEN …
DAS ACHTE LATERNEN-PROGRAMM
Künstlerische Leitung: Florian – Musik: Jo Cosma – F. R. Werner
ENSEMBLE: Hans Altmann, Marthe Barrault, Barbara Burg, Jo Cosma, Florian, Rolf Hain, Henryk Keisch, Herta-Monika Schick, F. R. Werner
I. Prolog … Rolf hain
Text: H. Keisch
2. DIE SENSATION … Ensemble
3. La fille tombée à l’eau … Marthe Barrault
Vieille chanson populaire
4. Jo COSMA spielt seine Ouverture aus dem Film „La Grande Illusion“
5. Gleichgeschalteter Knigge … Florian
Von Kuh
6. Goethe meint … Altmann, Hain
Text: H. O. S.
7. Junge Dichter sprechen: … Henryk Keisch
8. Expo-Reminiszenz … Barbara Burg
9. Der Skunks … Herta-Monika Schick
Text und Musik: A. Stricker
10. Reis aus Chinas Aeckern … Florian
Text: Keisch – Musik: Cosma
11. Besuchsweise … Burg – Florian
Text: Florian – Werner
Musik: Jo Cosma
PAUSE
12. S.O.S. – S.O.S. … Altmann – Florian
Eine Szene von M. Hell
13. Jo Cosma spielt aus seinen neuen Kompositionen
14. Abend in Paris … Rolf Hain
Text: Alfred Nathan
15. Die Geschäftsordnung … Ensemble
Eine noch nie dagewesene Geschichte
16. Für uns gibt’s keinen Frühling mehr … Barbara Burg
Worte und Musik: F. R. Werner
17. L’enfance … Marthe Barrault
Text: J. Prévert – Musik: Jo Cosma
18. Barbara Burg und Florian erleben ein Volkslied
19. François Villon an den König … Hans Altmann
Deutsch von Paul Zech
20. Indiskretionen … Herta-Monika Schick
Text: Hollub – Musik: H. Stricker
21. Jahrgang 1933 … Barbara Burg
Text und Musik: F. R. Werner
22. Gold gab ich für Eisen … Ensemble
Sketch von Florian u. F. R. Werner
AENDERUNGEN DES PROGRAMMS VORBEHALTEN!
WERBEN SIE FÜR „DIE LATERNE“ DURCH WEITERGABE DIESES PROGRAMMS! Danke!
Florian
BARBARA BURG
F. R. WERNER
MARTHE BARRAULT
ROLF HAHN
HERTA-MONIKA SCHICK
HANS ALTMANN
Jo COSMA
KOMPONIST DER FILME
„JENNY“ UND „LA GRANDE ILLUSION“
[Kasten:]
SCHALLPLATTEN-VERLEIH
KLASSISCHE MUSIK
JAZZ, usw
„PRO MUSICA“
73, BOULd SAINT MICHEL
(Hinter Gare du Luxembourg)
TEL.: ODEON 23-15
[Kasten:]
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Strudel, Sachertorte, Schlagobers
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Ouvert de 9 h. à 19 h. sans interruption et le samedi après-midi
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BIBLIOTÈQUE E.S.I
24, rue Racine, PARIS
IMP LANTOS FRÈRES ET MASSON. 86, FAUB SAINT DENIS PROV 69-86
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LIEBE GÄSTE!
Nun sind es bald vier Jahre, dass wir tingeln - wir tingeln weiter. Kriegt einer ein Engagement, sei es Sommer-Theater oder Film oder bekommt eine Kollegin Familienzuwachs, dann wird unser grüne[r] Wagen in die Garage geschoben, und wir verdienen das in der vergangenen Spielzeit nicht verdiente Geld.
Unser Publikum kennt das – und versteht das – es geht ja den meisten Zeitgenossen selbst nicht anders.
Überhaupt „Unser Publikum“. Da gibt es drei Kategorien.
Kategorie 1 sagt, bevor der Vorhang hochgeht: Das habe ich alles schon viel besser, grösser, schöner, feiner und witziger gesehen – dieses Publikum gab es immer.
Kategorie 2 sagt: Es ist mir zu politisch … zu unpolitisch – zu unerotisch – zu erotisch – zu literarisch – zu unliterarisch – zu aktuell – zu wenig aktuell – usw. Diese Kategorie ist schon sehr sympathisch, uns wohlgesinnt, macht auch nützliche Mundreklame für die Laterne.
Kategorie 3 sagt: Die Laterne soll leuchten es freut sich – hat Verständnis – besucht jedes Programm schickt uns ständig neue Besucher – kritisiert uns sachlich – schreibt uns auch einmal eine Anregung und weiss, dass die Laterne ein Stück kultur- und gesellschaftspolitischer Arbeit leistet.
Und wozu gehören Sie?
Wir tingeln weiter – wie lange noch – wir wissen es nicht – tun aber alles, diese Zeit möglichst zu verkürzen und dazu gehört u.a. auch das Spiel der Laterne und – auch Ihr Besuch.
Shake hands
FLORIAN
UNSERE ANKÜNDIGUNGEN FINDEN SIE IN ALLEN FREIEN DEUTSCHEN ZEITUNGEN UND ZEITSCHRIFTEN
ÜBERLEGUNGEN FÜR DEN ZWISCHENAKT
In diesen Zeiten zu leben, ist keine leichte Sache. In diesen Zeiten zu leben und dabei bisweilen auch noch zu lachen und den Glauben an die Zukunft zu behalten – das ist wohl das Maximum dessen, was für uns zu erreichen ist.
Unsere Gegenwart stellt ein historisches Provisorium dar, in welchem es gilt Verstand und Herz der Menschheit aufzurütteln. Inzwischen ist es erlaubt, sich so angenehm und so nützlich wie möglich die Zeit zu vertreiben – da man sie ja nicht festhalten kann. Der imposante Unsinn, den sie vor uns aufbaut, kann nicht nur totgeschlagen werden – das ist ohnehin unerlässlich – sondern auch totgelacht, sogar totgelächelt. Alles kommt darauf an, ob wir vor ihm kapitulieren wollen. Und die Kapitulation finge an mit der Resignation. Wir sind keine Unglücksgefässe, denen es genügt, sich selber in die Müllgrube der Ewigkeit auszugiessen. Wir wünschen keine Blumen zu unserem Begräbnis, sondern ziehen es vor selber zu blühen. Unter den Mentalitäten, die wir nicht gelten lassen, steht an erster Stelle die Senti-Mentalität in all’ ihren üblen (!) Erscheinungsformen, darunter der Sucht nach trübseliger Rückschau auf die Vergangenheit. Die Vergangenheit, sagen wir, kann uns nur unter historischem –Gesichtswinkel interessieren. Es hilft uns nicht weiter, sie als Pension der verbrauchten Seelen frisch anzustreichen.
Dabei haben wir – darauf legen wir besonderes Gewicht – nichts gemein mit dem odiösen Typ des Zynikers aus Hilflosigkeit, der zu nichts Ja zu sagen vermag, weil er fürchtet, dieses Ja werde ihm seine falsche Überlegenheit über die Dinge kosten. Es trennt uns ein[e] Welt von den Snobs, für die die Welt und das Leben der Menschen bestenfalls ein Feuilletonstoff sind. Wir haben genug Mut, wir spüren genug Kraft in uns und genug Realität um uns, um laut und vernehmbar Ja zu sagen zu allem, was nach vorne weist.
Unser Ziel ist, Realisten zu sein im richtigen Sinne des Wortes und das heisst: zum Bewusstsein der Wirklichkeit zu gelangen und so zu handeln, dass die Wirklichkeit sich unseren Wünschen anpasst. Was das betrifft, er erteilen wir der Zukunft ein Vertrauensvotum.
Es ist im Grunde dieses moralische Programm, dass wir Ihnen vorspielen.
HENRYK KEISCH
CAVEAU CAMILLE DESMOULINS
5. RUE DE BEAUJOLAIS, PARIS-I,
(im Palais Royal)
Métro: Palais Royal und Bourse
Autobus:
AA, AF, AJ, AS, AU, D, H, M, J, P, 35
Telefonische Tischbestellungen: Central 78 – 70
Auch Sie werden sich der eigenartigen Atmosphäre dieses historischen Kellers, der zu den Sehenswürdigkeiten des alten Paris gehört, nicht entziehen können.
Der „Caveau Camille Desmoulins“, in der Geschichte auch genannt „Cabaret du Palais Royal“ hat sein Gesicht behalten wie in den Tagen der grossen Revolution als Männer wie Danton, Robespierre, Saint-Just, Westermann und Marat dort ein- und ausgingen.
Im „CAVEAU CAMILLIE DESMOULINS“ finden sie eine gesplegte tschechische Küche mit ebenso gepflegtem „Pilsner“.
„La Laterne“ joue tous les jeudis et vendredis indiqués.