Villa Romana
Damit komme ich aus Berlin und dem fruchtlosen Streit. […] dann sind wir wieder freie Menschen wie früher und können unbesorgt über Kunst und Leben reden, und die Sache von außen ansehen.
Hans Purrmann an Heinz Braune über seine Berufung als Direktor der Villa Romana, 23. Juli 1935
Obwohl Italien in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg faktisch von einem faschistischen Diktator regiert wurde, waren die kunstpolitischen Maßnahmen dort weniger streng als im deutschen Faschismus. Zahlreiche deutsche Kunstschaffende emigrierten daher beispielsweise nach Florenz. Für viele von ihnen war die Villa Romana unter ihrem Direktor Hans Purrmann eine wichtige Anlaufstelle.
Der Maler leitete das Haus seit 1935. Gemäß einer Stiftung aus dem Jahr 1905 durften ausgewählte Stipendiaten eine gewisse Zeit in der Villa Romana leben und arbeiten. Purrmann erhielt für seinen Posten kein Gehalt, war jedoch froh, dem nationalsozialistischen Einfluss entzogen zu sein. Dieser Vorteil bekräftigte sich im Zuge der Ausstellung „Entartete Kunst“ 1937 in Deutschland. Der Florentiner Direktor wurde dort ebenso geschmäht wie seine amtierende Stipendiatin Emy Roeder. In den Folgejahren ermöglichte ein Ruf an die Villa Romana weiteren Kunstschaffenden, Deutschland zu entfliehen. Doch auch extern in Florenz ansässige Emigranten schätzten die Atmosphäre des Künstlerhauses. Um die Villa Romana und ihren Direktor gruppierte sich ein vitaler Zirkel von deutschen Künstlern im Exil, darunter die Maler Heinz Battke und Rudolf Levy oder die Bildhauer Hermann Blumenthal und Toni Stadler. Auch emigrierte Schriftsteller wie Monika Mann oder Rudolf Borchardt zählten zu Purrmanns Freunden, die ihn in der Villa Romana besuchten.
Dieses Refugium für Künstler wurde zunichte gemacht, als deutsche Truppen 1943 die Stadt am Arno besetzten. Emy Roeder blieb auf Bitten Purrmanns als einzige in der Villa zurück, nachdem dieser in die Schweiz geflohen war. Rudolf Levy wurde deportiert und ermordet. Erst 1959 begann das Stipendienwesen an der Villa Romana erneut und besteht bis heute.
Weiterführende Literatur:
Henze, Wolfgang / Voigt, Klaus (Hg.): Rifugio precario. Zuflucht auf Widerruf. Deutsche Künstler und Wissenschaftler in Italien. Mailand: Mazzotta 1995
Kuhn, Philipp: Zwischen zwei Neuanfängen. Die Villa Romana von 1929 bis 1959. In: Föhl, Thomas / Wendermann, Gerda (Hg.): Ein Arkadien der Moderne? 100 Jahre Künstlerhaus Villa Romana in Florenz. Berlin: G+H 2005, S. 104 – 119