Vichy - Frankreich

Foto: Lion Feuchtwanger Les Milles
Der Schriftsteller Lion Feuchtwanger im Internierungslager Les Milles, 1940
© Feuchtwanger Memorial Library, University of Southern California

Vichy - Frankreich

Frankreich wurde nach seiner Niederlage während der deutschen Westoffensive 1940 geteilt. In dem Angriffskrieg, der vom Mai 1940 bis zum 25. Juni 1940 von Deutschland geführt wurde, unterlagen die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Frankreich. Das deutsch-französische Waffenstillstandsabkommen von Compiègne vom 22. Juni 1940 legte die Konditionen für die Aufteilung Frankreichs fest: Der Norden mit der Hauptstadt Paris, der die Gebiete nördlich der Loire und die Atlantikküste bis zur spanischen Grenze umfasste, unterstand dem deutschen Besatzungsregime. Der Süden hingegen blieb unbesetzt. In dem Kurort Vichy formierte sich unter Marschall Philippe Pétain die konservative Regierung des „État Français“.

Zahlreiche Exilant*innen flohen nach der Niederlage Frankreichs vor allem aus dem Raum Paris nach Südfrankreich, viele versuchten auch über Spanien und Portugal nach Übersee zu entkommen.

Die nach Südfrankreich geflohenen Menschen waren dort allerdings nicht in Sicherheit. Die Vichy-Regierung arbeitete in vielerlei Hinsicht mit Deutschland zusammen. So wurden 1940 und 1941 beispielsweise zwei antisemitische „Judenstatute“ erlassen, die teilweise einen ähnlichen Charakter wie das deutsche „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ von 1933 hatten. Zudem wurde vielen Emigrant*innen, die nach 1927 die französische Staatsbürgerschaft erhalten hatten, diese wieder entzogen – sie wurden staatenlos. Auch Menschen, die aus politischen Gründen nach Frankreich geflohen waren, gerieten ins Visier des Vichy-Regimes.

„Die deutschsprachigen Emigranten waren also ab Sommer 1940 der Doppelverfolgung ausgesetzt“, schreibt die Historikerin Barbara Vormeier: Die politischen Flüchtlinge lebten demnach in der Gefahr, an die Gestapo ausgeliefert zu werden; die jüdischen Flüchtlinge waren nach Einführung der Judenstatute der Verfolgung durch die Nationalsozialisten sowie des Vichy-Regimes ausgesetzt.   

Die Vergabe von Ausreisevisa durch das französische Innenministerium wurde ab November 1941 unter dem Druck der Gestapo drastisch eingeschränkt. Zeitgleich hatte das nationalsozialistische Regime allen außerhalb Deutschlands lebenden Jüdinnen und Juden ihre deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Eine Flucht aus Frankreich war somit oftmals nur noch illegal möglich. Viele Emigrant*innen flohen zu Fuß über die Pyrenäen. Hilfe erhielten die Emigranten unter anderem von dem Centre Américain de Secours, das vom Emergency Rescue Committee eingerichtet wurde.

Wem die Flucht nicht gelang, war von der Deportation bedroht. Ab Sommer 1942 unterstützten die Vichy-Behörden die nationalsozialistische Verfolgungspolitik.  

Weiterführende Literatur:
Baruch, Marc Olivier: Das Vichy-Regime. Frankreich 1940-1944. Leipzig: Reclam 1996.

Mayer, Michael: Staaten als Täter. München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2010.

Rousso, Henry: Vichy. Frankreich unter deutscher Besatzung 1940-1944. München: C.H. Beck 2009.

Vormeier, Barbara: Frankreich. In: Krohn, Claus-Dietrich / von zur Mühlen, Patrik (Hg.): Handbuch der Deutschsprachigen Emigration 1933-1945. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1998, S. 213-251.

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