Foto: Ellen Auerbach Murrays
Murrays Pomade, Brooklyn New York, 1938, Fotografie: Ellen Auerbach
Akademie der Künste, Berlin, Kunstsammlung: Ellen Auerbach, Nr. 680, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

USA

Ja, wir waren dabei, Amerikaner zu werden – so wie die bereits früher aus Rußland, Italien oder Irland Eingewanderten. Aber unser Leben blieb noch immer an unserer Herkunft gebunden, sowohl durch den Schrecken als auch durch Gewohnheit, durch Wut und durch Brauch, durch die fast fanatische Gründlichkeit, mit der wir alles erledigten, und durch die Unfaßbarkeit, mit der wir die Nachrichten über den bürokratischen Apparat, der das Töten in den Konzentrationslagern so routinemäßig ermöglicht hatte, aufnahmen.

Robert Goldmann, Flucht in die Welt, 1996


Zwar stellten bereits 1933 einige Exilanten Asylanträge für die USA. Da in dieser Phase aber noch viele glaubten, das Exil sei nur vorrübergehend, emigrierten diverse Künstler zunächst in die europäischen Nachbarländer. Die Novemberpogrome 1938 lösten schließlich eine neue Ausreisewelle aus. Die meisten europäischen Nachbarländer hatten ihre Grenzen derweil undurchlässiger gemacht, wodurch sich viele nun nach Amerika wandten. Weitere Einreiseanträge folgten nach dem Ausbruch des Krieges im September 1939. Zu diesem Zeitpunkt verhinderten jedoch Transit- und Ausreiseprobleme in Europa oftmals die Einreise in die USA.

Obwohl die USA als traditionelles Einwanderungsland galten und mehr als ein Viertel der Emigranten aus Deutschland dort Zuflucht fanden, legte 1933 immer noch das Immigrationsstatut von 1921 feste Quoten für die Vergabe von Visen fest. Nach dem Statut durften jährlich insgesamt nicht mehr als 164.667 Immigranten, auf die einzelnen Bundesstaaten verteilt, einreisen. Geistliche und Wissenschaftler hingegen waren von der Quote ausgenommen, wenn sie eine Anstellung in den USA nachweisen konnten. Wer nicht über Geld und ein Empfehlungsschreiben eines amerikanischen Staatsbürgers verfügte, hatte es schwer, ein Visum zu erhalten.

Ein auf Initiative des Präsidenten Franklin D. Roosevelt geschaffenes „Emergency Visitor’s Visa Programm“ hatte wenig Erfolg. Aufgrund der bürokratischen Hindernisse konnten von einer Liste mit 3.000 Prominenten nur 400 Personen einreisen. Neben dem Quotenvisum benötigte man zur Einreise in die USA ein sogenanntes „Affidavit“. Mit einer solchen Erklärung musste ein amerikanischer Staatsbürger für einen Einwanderer bürgen und sich verpflichten, diesen im Zweifelsfall auch finanziell zu unterstützen.

Nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 erklärten die USA Japan den Krieg. Die Achsenmächte Italien und Deutschland erklärten den USA daraufhin am 11. Dezember 1941 den Krieg. Mit dem Kriegseintritt wurden Emigranten als potentielle Spione für Deutschland angesehen. Viele Emigranten wurden vom Geheimdienst überprüft. Diese Gängelung durch das FBI nahmen viele Emigranten nach dem Ende des Krieges zum Anlass für eine Rückkehr nach Europa. Andere Künstler fanden vor allem in New York gute Arbeitsbedingungen und blieben in den USA.

Weiterführende Literatur:
Heilbut, Anthony: Kultur ohne Heimat. Deutsche Emigranten in den USA nach 1930. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1991
Krohn, Claus Dieter u.a. (Hg.): Handbuch der Deutschsprachigen Emigration 1933-1945. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1998
Midell, Eric (Hg.): Exil in den USA. Leipzig: Reclam 1979
Spalek, John M. (Hg.): Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Berlin: De Gruyter 1976-2010

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