Erster Internationaler Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur, Paris 1935

Fotografie: Gisèle Freund, Schriftstellerkongress
Die Eröffnungsveranstaltung des Schriftstellerkongresses in der Pariser Mutualité am Abend des 21. Juni 1935
© bpk / IMEC, Fonds MCC / Gisèle Freund

Erster Internationaler Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur, Paris 1935

Angesichts der Gefahren, die in einer Anzahl von Ländern die Kultur bedrohen, haben einige Schriftsteller die Initiative zur Einberufung eines Kongresses ergriffen, um die Mittel zu ihrer Verteidigung zu prüfen und zu diskutieren.

Aus dem Aufruf zum Kongreß, 1935


Unter dem Eindruck der Bedrohung durch den Nationalsozialismus fand im Juni 1935 in Paris erstmals ein Schriftstellerkongress „zur Verteidigung der Kultur“ statt. Dem Aufruf einer Reihe von französischen Schriftstellern waren Künstler aus der ganzen Welt gefolgt: Über 250 Teilnehmer aus 38 Ländern kamen zu den Diskussionsrunden, die zwischen dem 21. und dem 25. Juni jeweils nachmittags und abends stattfanden. Bei der Eröffnungsveranstaltung war der große Saal der Maison de la Mutualité trotz hoher Eintrittspreise voll besetzt. Unter den 3000 Zuschauern waren zahlreiche Flüchtlinge aus Deutschland und Österreich. Für diejenigen, die keine Karten erhalten hatten, wurden vor dem Gebäude Lautsprecher aufgestellt, die die Reden nach draußen übertrugen.

Auf der Tagesordnung stand der Austausch über Themen wie „das Kulturerbe“, „Nation und Kultur“ und „die Rolle des Schriftstellers in der Gesellschaft“. Prominente deutschsprachige Exilanten, darunter Anna Seghers, Heinrich und Klaus Mann, Robert Musil, Bertolt Brecht und Lion Feuchtwanger, prägten die Konferenz mit ihren Beiträgen wesentlich mit.

Von einigen Initiatoren war der Aufbau einer „Schriftstellervolksfront“ gegen den Faschismus das erhoffte Ziel der Zusammenkunft. Doch politisch hatte der Kongress keine Auswirkungen, zu unterschiedlich waren die Positionen der Teilnehmer. Dennoch wurde der Kongress von vielen als Erfolg gewertet. Man hatte seinen Protest demonstriert, sich gegenseitig Mut gemacht, Netzwerke geknüpft. In den drei folgenden Jahren wurden weitere Kongresse in London, Valencia und 1938 wieder in Paris abgehalten.

Die Fotografie vom Eröffnungsabend stammt von der Berliner Fotografin Gisèle Freund, die 1933 nach Frankreich emigriert war. Auf Einladung des Schriftstellers und Mitveranstalters André Malraux dokumentierte sie den fünftägigen Kongress und fertigte dabei auch zahlreiche Porträts der prominenten Teilnehmer an.

Weiterführende Literatur:
Paris 1935. Erster Internationaler Schriftstellerkongreß zur Verteidigung der Kultur. Reden und Dokumente. Mit Materialien der Londoner Schriftstellerkonferenz 1936. Einleitung und Anhang von Wolfgang Klein, Berlin (Ost): Akademie-Verlag 1982

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