Schauspielhaus Zürich
Schauspielhaus Zürich
Nach 1933 fanden viele Schauspieler, die aus Deutschland fliehen mussten, am Schweizer Schauspielhaus Zürich eine neue Wirkungsstätte. Der Eigentümer des Theaters, Ferdinand Rieser, verhalf zahlreichen Bühnenkünstlern, darunter Leonard Steckel, der gemeinsam mit seiner Frau, der Tänzerin Jo Mihaly, nach Zürich kam, zum Grenzübertritt in die Schweiz. Durch das Arbeitsangebot von Rieser, erhielt Steckel eine Aufenthaltsgenehmigung. Nicht nur durch das Engagement emigrierter Künstler, sondern auch durch die Auswahl der Stücke drückten Rieser und seine Mitarbeiter ihre antifaschistische Haltung aus.
Auf dem Spielplan standen Stücke, die im nationalsozialistischen Deutschland verboten waren, wie jene der Schriftsteller Franz Werfel oder Bruno Frank. Ebenso wurden deutsche Klassiker mit Bezug zur aktuellen politischen Situation von Goethe wie Goetz von Berlichingen oder das Stück Die Räuber von Schiller inszeniert. Während des Zweiten Weltkriegs war Riesers Theater eine der wichtigsten Uraufführungsbühnen für Werke exilierter Autoren. So konnte 1943 Der gute Mensch von Sezuan von Bertolt Brecht unter der Regie von Leonard Steckel Premiere feiern.
Nachdem deutsche Behörden und nationalistisch gesinnte Schweizer sich zunehmend bemühten, Einfluss auf das Schauspielhaus zu gewinnen, bot Riesler 1938 das Haus zum Verkauf an und emigrierte in die USA. Doch es gelang ihnen nicht, den Spielplan des Schauspielhauses zu beeinflussen. Es wurde von der Neuen Schauspiel AG, die teilweise aus alten Mitstreitern Rieslers bestand, gepachtet und von dem Regisseur Kurt Hirschfeld im bisherigen antifaschistischen Geiste des Hauses weitergeführt.
Weiterführende Literatur:
Mittenzwei, Werner: Das Schauspielhaus Zürich 1933-1945 oder Die letzte Chance. Berlin: Henschel 1979
Ries, Curt: Das Schauspielhaus Zürich. Sein oder Nichtsein eines ungewöhnlichen Theaters. München: Georg Müller 1988