Paul Kohner Agency

Der Künstleragent Paul Kohner an seinem Schreibtisch, Mitte der 1980er Jahre
Stiftung Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen. Sammlung Paul Kohner Agency, Fotograf: Gero Gandert (SDK)

Paul Kohner Agency

Die schauspielerische und literarische Immigration hat ihm [Paul Kohner] viel, sehr viel zu verdanken. Ein Jude, ein Europäer, ein Mensch – wenn ihr alles in allem nehmt.

Was sucht der Film heute? Ein Besuch in der Agentur Kohner, erschienen in der Zeitung Aufbau, 4. Oktober 1940


Die deutschsprachige Zeitung Aufbau nannte ihn in einem Zeitungsporträt von 1940 einen „noblen Mann“: 1938 eröffnete der aus Österreich-Ungarn stammende Paul Kohner am Sunset Boulevard in Hollywood eine Künstleragentur, die zu einer zentralen Anlaufstelle der Emigranten wurde. Kohner, der bereits seit 1920 in den USA lebte und viele Jahre für verschiedene Filmstudios in den USA und Deutschland gearbeitet hatte, verfügte über wichtige Kontakte, die er zur Rettung verfolgter (Film-)Künstler geschickt einzusetzen wusste. Er besorgte Visa und Affidavits, organisierte Fluchten, hielt Kontakt zu anderen Hilfsorganisationen und vermittelte Arbeitsverträge mit Filmstudios, die eine Einreise in die USA überhaupt erst möglich machten. Auf seine Anregung hin wurde der European Film Fund gegründet: Deutsche bzw. europäische Filmleute, die in Hollywood Arbeit hatten und Geld verdienten, zahlten einen Teil ihrer Gage in diesen Fund, aus dem die Flüchtlinge, die ihren Unterhalt nicht selbst finanzieren konnten, Darlehen oder Schenkungen erhielten. Für die Administration dieses Hilfsunternehmens stellte er die Geschäftsräume seiner Agentur und seine Mitarbeiter zur Verfügung. Dass er darüber hinaus in unzähligen Briefen und Telegrammen den Hilfesuchenden Mut und Trost zuzusprechen verstand, dokumentiert eindrucksvoll der Agentur-Nachlass, der von der Stiftung Deutsche Kinemathek in Berlin verwahrt wird. Kohner führte die Agentur, die auch nach 1945 vor allem deutsche Schauspieler und Regisseure in Hollywood betreute, bis zu seinem Tod 1988.

Weiterführende Literatur:
Klapdor, Heike (Hg.): Ich bin ein unheilbarer Europäer. Briefe aus dem Exil. Berlin: Aufbau 2007

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