Fotografie: Emigrantin in Paris
Emigrantin vor einem Café in Paris, 1936
United States Holocaust Memorial Museum, courtesy of Susan Foote

Paris

In Frankreich bildete Paris das Zentrum der Exilanten, die dort ab 1933 Zuflucht suchten. Nach einer regelrechten Fluchtwelle in den ersten Monaten des Jahres, in der allein 20.000 Deutsche nach Frankreich gingen, kehrten viele Exilanten nach Deutschland zurück oder flohen in andere Länder. Bis 1939 lebten etwa 10.000 deutsche Flüchtlinge in der Hauptstadt und damit etwa 80% aller Exilanten, die nach Frankreich geflohen waren. Die überwiegende Mehrheit der Flüchtlinge waren als Juden Verfolgte.

Für deutschsprachige Künstler bot die Stadt viele Möglichkeiten, sich zu betätigen. Viele der Schriftsteller, Maler, Journalisten oder Theaterschaffenden hatten schon vor 1933 Kontakte nach Paris unterhalten. Im Pariser Exil schufen die Künstler nun eine deutschsprachige Kulturlandschaft. Deutschsprachige Exilzeitungen und –zeitschriften wie das Pariser Tageblatt (später Pariser Tagezeitung) oder die Freie Kunst und Literatur boten Emigranten Möglichkeiten zur Veröffentlichung. Die Deutsche Freiheitsbibliothek begann, am ersten Jahrestag der Bücherverbrennungen, am 10. Mai 1933, Bücher zu sammeln, die in Deutschland verboten und verbrannt worden waren. Zudem gründeten deutsche Exilanten in Paris Verbände zur kulturellen Selbsthilfe wie den Schutzverband deutscher Schriftsteller oder das Kollektiv Deutscher Künstler. 

Neben kulturellen Institutionen, formierte sich in der Stadt auch der politische Widerstand gegen das Regime in Deutschland, so unterhielt die Exil-SPD (SoPaDe) ein Büro in Paris. Kommunisten, Sozialdemokraten sowie Intellektuelle und Künstler trafen sich zudem im Hotel Lutetia zum sogenannten Lutetia-Kreis, der auf eine deutsche Volksfront gegen Hitler abzielte. Mit der deutschen Besetzung von Nordfrankreich und Paris ab Mai 1940 setzte eine Massenflucht in den unbesetzten Süden ein.

Weiterführende Literatur:
Flügge, Manfred: „Paris ist schwer“: Deutsche Lebensläufe in Frankreich, Berlin: Verlag Das Arsenal 1992.
Franke, Julia: Paris - eine neue Heimat?: jüdische Emigranten aus Deutschland 1933 - 1939, Berlin: Duncker & Humblot 2000.
Saint-Sauveur-Henn, Anne (Hg.): Fluchtziel Paris: die deutschsprachige Emigration 1933-1940, Berlin: Metropol 2002 (Reihe Dokumente, Texte, Materialien / Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, Bd. 48).
Vormeier, Barbara: Frankreich, in: Krohn, Claus-Dieter (Hg.): Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933 - 1945, Darmstadt: Primus-Verl. 1998, S. 213-251.
Winckler, Lutz und Hélène Roussel: „Topographie des literarischen und publizistischen Exils in Paris“, in: Krohn, Claus-Dieter (Hg.): Metropolen des Exils, München: Ed. Text  Kritik 2002 (Exilforschung: ein internationales Jahrbuch), S. 131–159.

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