Pacific Palisades
Pacific Palisades
aber all das steht hinter einer glasscheibe, und ich suche unwillkürlich an jeder hügelkette oder an jedem zitronenbaum ein kleines preisschildchen. diese preisschildchen sucht man auch an den menschen.
Bertolt Brecht, Arbeitsjournal, 21. Januar 1942
Neben New York wurde das kalifornische Pacific Palisades zu einem der wichtigsten Ziele für Künstler, die in die USA emigrierten. Viele, die sich bereits im Exil im französischen Sanary-sur-Mer versammelt hatten, trafen sich später in Kalifornien wieder, so beispielsweise Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger und Franz Werfel.
Einige der Künstler suchten die Nähe zu Hollywood und erhofften sich eine Karriere im Filmgeschäft. Dies gestaltete sich jedoch oftmals schwierig: Künstler wie Brecht trafen nie recht den Geschmack der amerikanischen Filmindustrie, und sie wollten dies auch nicht. Während wenige Ausnahmekünstler wie Thomas Mann ein gutes Auskommen in Pacific Palisades hatten, mussten andere als Gärtner oder Tellerwäscher arbeiten.
Nach dem Kriegseintritt der USA 1941 wurden die Emigranten als „feindliche Ausländer“ eingestuft und mit einer Ausgangssperre zwischen acht Uhr abends und sechs Uhr früh belegt. Öffentliche Lokale konnten somit nicht mehr als Informationsbörsen dienen. Zwangsläufig entstand so eine Kultur der privaten Einladungen. Viele Emigranten konnten sich nie wirklich mit dem Lebensstil in Kalifornien arrangieren. Die täglichen Spaziergänge, die viele Emigranten wie Thomas Mann unternahmen, sorgten wiederum bei den Amerikanern für Verwunderung, die lieber das Auto nahmen. Alte Nachbarschaften aus Deutschland lebten wieder auf. Der Dirigent Bruno Walter wohnte in Kalifornien erneut neben dem Schriftsteller Bruno Frank. Neben alten Freundschaften traten aber auch alte Konflikte wieder hervor: so etwa zwischen Brecht und Thomas Mann.