Der Oprecht Verlag, Zürich

Brief: Oprecht
Brief vom Präsidenten des Schweizerischen Buchhändlervereins an den Verleger Emil Oprecht, 20. Mai 1933
Zentralbibliothek Zürich, Ms. Oprecht 1.2

Der Oprecht Verlag, Zürich

Jeder Hitlergegner, der in Zürich Station machte, tauchte früher oder später bei Oprecht auf.

Curt Riess in seinen Erinnerungen an den Verleger Oprecht, 1963


Buchhändler und Verleger, Fürsprecher und Lebensretter, das vereinte der Züricher Emil Oprecht in seiner Person. Das Programm des Oprecht Verlags umfasste zwischen 1933 und 1946 mindestens 145 Titel von 115 exilierten Verfassern, was fast ein Drittel der gesamten Verlagsveröffentlichungen ausmachte. Zu diesen Publikationen zählten nicht nur literarische Werke, sondern auch Reden, Einzelaufsätze, politische Untersuchungen und Statistiken. Ebenfalls erschien bei Oprecht die von Josef Breitenbach angeregte und von Oprechts Freund Thomas Mann verantwortete Exilzeitschrift Maß und Wert. Zu den verlegten Autoren gehörten unter anderem Ernst Bloch, Max Hermann-Neisse, Thomas Mann, Else Lasker-Schüler und Georg Kaiser.

Die Aktivitäten Oprechts blieben von den deutschen Behörden nicht unbemerkt, die das gesamte Verlagsprogramm in Deutschland sowie in den besetzten Gebieten verboten. Aber auch die Schweizer Behörden bereiteten Schwierigkeiten. Um der einheimischen Zensur zu entgehen, erschienen daher besonders zeitkritische Titel in dem New Yorker Ableger des von Oprecht 1933 gegründeten Europa-Verlags.

Buchhandlung, Verlagsräume und Wohnung des Ehepaars Oprecht wurden zu wichtigen Treffpunkten für Exilanten. Darüber hinaus halfen sie auch unmittelbar, versorgten die Flüchtlinge mit dem Notwendigsten, riefen zu Spendensammelaktionen auf, halfen bei Behördengängen, besorgten falsche Pässe und Visa oder versteckten Flüchtlinge vor der Polizei. Zudem sendete der Verlag Bücherpakete in die französischen Internierungslager.

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