New York
Zweimal in der Woche lehre ich in New York von abends bis mitternachts – zwischendurch von 5 bis 7 ins Gym. [...] das muß man tun, um den Körper elastisch zu halten – denn New York verlangt den ganzen Menschen – es ist schon oft ein Höllentempo.
George Grosz in einem Brief an Max Pechstein, 28.11.1934
Die größte Stadt der USA war für die meisten Exilanten die erste Station nach ihrer Ankunft. Bei der Einwanderungsbehörde auf Ellis Island musste jeder seine Papiere überprüfen lassen. Wer mit unvollständigen Dokumenten kam, wurde zum Teil Tage lang auf der Insel festgehalten. Mit etwa 70.000 Emigranten blieb mehr als die Hälfte aller in den 1930er Jahren in die USA eingereisten deutschsprachigen Flüchtlinge in New York. Neben den jüdischen Emigranten aus Deutschland, die ganze Stadtteile der Metropole wie Washington Heights entscheidend prägten, kamen auch viele Künstler in die Stadt. Trotz der vielfältigen kulturellen Angebote, konnten die meisten von ihnen bis auf wenige Ausnahmen nur schwer in New York Fuß fassen. Vor allem vielen deutschsprachigen Schriftstellern blieb der Zugang zu den New Yorker Verlagshäusern verwehrt. Als zu umständlich und zu schwerfällig galt ihr Stil. Historische Romane und Biographien hingegen wie die von Stefan Zweig, Franz Werfel oder Lion Feuchtwanger fanden eher ihr Publikum.
Während beispielsweise Bruno Walter als Dirigent an der Metropolitan Opera anerkennend bewundert wurde, konnte sich das New Yorker Broadway-Publikum mit dem avantgardistischen Theater der Weimarer Republik nicht anfreunden. Brechts Drei Groschenoper wurde nach 13 Aufführungen abgesetzt. Wenige Ausnahmen waren Produktionen von Max Reinhardt wie das 1937 uraufgeführte Oratorium The Eternal Road, für das Kurt Weill die Musik schrieb. Für bildende Künstler waren die Erfahrungen mit dem New Yorker Publikum höchst unterschiedlich: Während der Maler George Grosz sich mit Zeichenunterricht durchschlagen musste, nahm der Maler Max Ernst an großen Ausstellungen der internationalen Kunstszene teil.
New York war in jeder Hinsicht die kulturelle Hauptstadt des amerikanischen Exils. Dort betätigten sich viele deutsche Wissenschaftler und Journalisten und dort erschien die wichtigste und größte deutsch-jüdische Zeitung: Der Aufbau.
Weiterführende Literatur:
Dogramaci, Burcu und Karin Wimmer: Netzwerke des Exils: künstlerische Verflechtungen, Austausch und Patronage nach 1933, Berlin: Mann 2011.
Krohn, Claus-Dieter (Hg.): Metropolen des Exils, München: Ed. Text Kritik 2002
Pfanner, Helmut F.: „Eine spröde Geliebte. New York aus der Sicht deutscher und österreichischer Exilanten“, in: Koebner, Thomas (Hg): Fluchtpunkte des Exils und andere Themen, München: Ed. Text u. Kritik 1987, S. 40–55.
Winkler, Michael: „Metropole New York“, in: Krohn, Claus-Dieter (Hg): Metropolen des Exils, München: Ed. Text Kritik 2002, S. 178–199.