Gruppenfotografie: Schauspieler des Heinrich Heine-Klubs
Schauspieler des Heinrich Heine-Klubs beim Purimspiel Menora im jüdischen Verein Menorah in Mexiko, März 1945. Links Brigitte Chatel (Alexander), Steffie Spira, rechts Günter Ruschin und Kurt Stern. In der Mitte Töchter deutscher Emigranten.
Akademie der Künste, Berlin, Kurt-und-Jeanne-Stern-Archiv, Nr. 152

Mexiko

Dies ist ein Land, in dem ein Kunstmensch leben kann.

Paul Westheim, Dezember 1941


Die Zahl der nach Mexiko geflüchteten deutschsprachigen Emigranten war, gegenüber denen in anderen lateinamerikanischen Staaten, nicht sehr groß. Etwa 3.000 deutschsprachige Flüchtlinge fanden hier Zuflucht, die meisten zwischen 1940 und Mitte 1942, darunter Schriftsteller und Künstler, die von 1933 bis 1940 im französischen Exil waren. Dass die Angekommenen keine Schwierigkeiten hatten, eine Arbeitserlaubnis zu erhalten, sich politisch zu betätigen und kulturell zu organisieren, verdankten sie den ausländerfreundlichen mexikanischen Regierungen unter den Präsidenten Lázaro Cárdenas und Manuel Avila Camacho, auch dem weltoffenen Gewerkschaftsführer Vicente Lombardo Toledano. So entwickelte sich während des Zweiten Weltkriegs in Mexiko eines der bedeutendsten Zentren des antifaschistischen Exils. Deutlich restriktiver hingegen verhielt sich das Land gegenüber den als Juden verfolgten Flüchtlingen.

Wer ab 1940 nach Mexiko kam, wurde von den bereits bestehenden Exilorganisationen, der 1938 durch Heinrich Gutmann gegründeten Liga Pro-Cultura Alemana (Liga für deutsche Kultur) und der Menorah (Vereinigung deutschsprachiger Juden) unterstützt. Ab Ende 1941 entstanden in Mexiko-Stadt durch die Schriftsteller Bodo Uhse, Egon Erwin Kisch, Anna Seghers, Ludwig Renn unter Beteiligung von Paul Westheim und Paul Mayer, die Zeitschrift Freies Deutschland, der Heinrich Heine-Klub und der Exil-Verlag El Libro Libre.

Beeinträchtigt wurde das mexikanische Exil durch Spannungen zwischen Emigranten aus der kommunistischen Bewegung und denen, die sich von ihr abgewandt hatten, so etwa Gustav Regler. Der Maler Wolfgang Paalen, der Fotograf Walter Reuter, der frühere Herausgeber Franz Pfemfert, der in Mexiko ein Fotostudio eröffnet hatte, lebten zurückgezogen für sich. Fünf Jahre nach Erhalt des mexikanischen Ausländerpasses konnte man die mexikanische Staatsbürgerschaft erhalten.

Für viele Künstler, ob sie nach Deutschland zurückkehrten oder in Mexiko blieben, wurde das Erlebnis des Landes prägend für ihr Werk. 

Weiterführende Literatur:
Hielscher, Martin / Pohle, Fritz / Meyer-Minnemann, Klaus (Hg.): Fluchtort Mexiko. Ein Asylland für die Literatur. Hamburg / Zürich: Luchterhand Literaturverlag 1992.
Aktives Museum / Akademie der Künste, Berlin (Hg.): Letzte Zuflucht Mexiko. Gilberto Bosques und das deutschsprachige Exil nach 1939. Berlin: AKTIVES MUSEUM 2012.
Patka, Marcus G.: Zu nahe der Sonne. Deutsche Schriftsteller im Exil in Mexiko. Berlin: Aufbau Taschenbuch Verlag 1999.

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