Der Kulturbund Deutscher Juden

Fotografie: Theater im Kulturbund Deutscher Juden
Herbert Sonnenfeld: Fritz Wisten, Mira Rosowsky und Ernst Lenart in Was ihr wollt im Theater des Kulturbunds Deutscher Juden, Berlin, 1934
Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. FOT 88/500/334/038, Ankauf aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin

Der Kulturbund Deutscher Juden

Kulturleben zwischen Selbstbehauptung und Verfolgung

Der Kulturbund verfolgt den Zweck[,] die künstlerischen und wissenschaftlichen Interessen der jüdischen Bevölkerung zu pflegen und für die Arbeitsbeschaffung zugunsten jüdischer Künstler und Wissenschaftler nutzbar zu machen.

Aus der Satzung des Kulturbunds Deutscher Juden, Paragraph 1


Im Juli 1933 entstand in Berlin unter der Federführung des Arztes und Dirigenten Kurt Singer der „Kulturbund Deutscher Juden“. Er sollte den zahlreichen aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ entlassenen jüdischen Kulturschaffenden Verdienstmöglichkeiten sichern. Die Veranstaltungen waren ausschließlich für Jüdinnen und Juden zugänglich, die den Kulturbund durch Mitgliedsbeiträge finanzierten.

Nach dem Berliner Vorbild gründete sich in ganz Deutschland über 35 regionale Kulturbünde mit 70.000 Mitglieder. Sie organisierten Konzerte, Opern-, Theater- und Kabarettabende, Ausstellungen, Vorträge und Filmvorführungen. Im April 1935 wurden sie von den nationalsozialistischen Behörden unter das Dach eines „Reichsverbands Jüdischer Kulturbünde“ gezwungen. Die Namensänderung sollte verdeutlichen, dass es „deutsche Juden“ nicht gebe. Alle Aktivitäten jüdischer Kulturschaffender gerieten damit unter nationalsozialistische Kontrolle. Veranstaltungen mussten genehmigt werden, das Programm wurde zunehmend auf ein vermeintlich „jüdisches“ Repertoire beschränkt, während Werke von Komponist*innen oder Dichter*innen, die als „deutsch“ galten, nicht mehr aufgeführt werden durften.

Nach den Novemberpogromen 1938 wurden die regionalen Organisationen aufgelöst, nur der Berliner Kulturbund sollte zu propagandistischen Zwecken weiterarbeiten. Die endgültige Auflösung erfolgte am 11. September 1941. Viele bis dahin in Deutschland verbliebene Mitwirkende des Kulturbunds, die sich nicht zu Emigration hatten entschließen können oder keine Fluchtmöglichkeit mehr fanden, wurden deportiert und ermordet.

Weiterführende Literatur:
Akademie der Künste (Hg.): Geschlossene Vorstellung. Der Jüdische Kulturbund in Deutschland 1933-1941. Berlin: Ed. Hentrich 1992
Frisch-Vivié, Gabriele: Gegen alle Widerstände. Der Jüdische Kulturbund 1933-1941. Fakten, Daten, Analysen, biographische Notizen und Erinnerungen. Berlin: Hentrich & Hentrich 2013

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