Internierungslager Saint-Cyprien
Internierungslager Saint-Cyprien
Das Camp de Saint-Cyprien […] war gewiß nicht eines der ärgsten dieser Gattung. Geprügelt wurde nur gelegentlich, wenn die Wächter, verbiesterte Bauernburschen, sich gerade langweilten. Gestorben wurde an Typhus. Erschossen bei fahrlässigen Fluchtversuchen.
Walter Mehring rückblickend auf seine Zeit in Saint Cyprien, 1979
Das südfranzösische Lager Saint-Cyprien war Anfang 1939 für spanische Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Nichts heraus in der gleichnamigen Küstenstadt aufgebaut worden. Das Mittelmeer war eine natürliche Grenze. Zu den anderen drei Seiten war das Gebiet mit Stacheldraht abgetrennt. Das Lager bestand aus Holzverschlägen, die weder vor Kälte noch vor Wind schützten. Erst Mitte 1940 errichtete man Baracken. Dennoch blieb Saint-Cyprien bis zum Schluss ein Provisorium. Es mangelte an allem: von sauberem Trinkwasser, Lebensmitteln und Hygieneartikeln bis hin zu Sanitäranalagen. Folglich breiteten sich Ungeziefer und Krankheiten (Typhus, Malaria, Ruhr) aus, die zahlreiche Tote forderten.
Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Belgien brachte man „potentiell feindliche Ausländer“ an die französisch-belgische Grenze, wo sie den französischen Behörden übergeben und nach Saint-Cyprien überführt wurden.
Zu den Künstlern im Lager gehörten u.a. die Schriftsteller Erich Weinert und Walter Mehring, der Musiker Eberhard Schmidt sowie die Maler Felix Nussbaum, Karl Schwesig, Leo Breuer und Carl Rabus. Um der Eintönigkeit des Lagerlebens entgegenzuwirken, organisierten die Gefangenen im Rahmen ihrer Möglichkeiten z.B. Sprachkurse, Religionsstunden oder musikalische und literarische Abende.
Ende Oktober 1940 war das Lager nach einem Sturm und vier Tagen Regen derart zerstört, dass es am 31. Oktober 1940 aufgelöst wurde. Die über 3600 Gefangenen verlegte man in das Internierungslager Gurs.