Die Hilfsorganisation HICEM

Brief: HICEM an Soma Morgenstern
Benachrichtigung der HICEM Marseille für den Schriftsteller Soma Morgenstern bezüglich der Kostenübernahme für sein portugiesisches Visum, 10. Januar 1941
Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Nachlass Soma Morgenstern, EB 96/242

Die Hilfsorganisation HICEM

Und wenn man dann schon alles in Ordnung hat, wer hilft einem weiter? Die HICEM und immer wieder die HICEM!

Anonymer Autor [„E. St.“] in der New Yorker deutsch-jüdischen Zeitung Aufbau über die Rolle der Hilfsorganisation bei seiner Flucht aus Frankreich in die USA, März 1941


Die HICEM wurde 1927 durch den Zusammenschluss der „Hebrew Sheltering and Immigrant Aid Society“ (HIAS) in New York, der „Jewish Colonization Association“ (JCA) in Paris und des „Vereinigten Komitees für jüdische Auswanderung“ (EMIGDIRECT) in Berlin gebildet. Ihre internationalen Zweigstellen informierten über Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Zielländern, halfen bei der Kommunikation mit Behörden und bei der Finanzierung der Auswanderung. 1933 verlegte die HICEM ihre Zentrale von Berlin nach Paris und New York. 1937 existierten 57 Büros in 21 Ländern.

Besonders nach der Niederlage Frankreichs im Zweiten Weltkrieg spielte die HICEM für die Internierten und von Auslieferung Bedrohten eine wichtige Rolle. Sie blieb die einzige jüdische Hilfsorganisation, die vom Vichy-Regime staatlich anerkannt war und die Interessen der jüdischen Flüchtenden gegenüber den französischen Behörden vertreten konnte. Im Juni 1942 musste sie sich der Zwangsorganisation „Union Générale des Israélites de France“ (UGIF) eingliedern.

Für viele flüchtende Künstler*innen war die Arbeit der Zweigstelle in Marseille, die bis 1942 existierte, lebensrettend. Längst nicht alle hatten Aussicht auf ein US-amerikanisches Notvisum und damit auf die Betreuung durch das des Emergency Rescue Committee (ERC). Zeitweilig konnte auch nur über die HICEM eine Schiffspassage gebucht werden. Zudem stellte die Unterstützung durch die HICEM oft die einzige Möglichkeit dar, die Reisedokumente oder das Schiffsticket zu bezahlen.

Ende 1945 wurde der Verbund der drei Hilfsorganisationen wieder aufgelöst. Die HIAS besteht bis heute.

Weiterführende Literatur:
Wischnitzer, Mark: Visas to Freedom. The History of HIAS, Cleveland: World Publishing 1956.

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