Frankreich
Ein Großteil der Künstler, die während des Hitler-Regimes in Europa blieben, hielten sich zunächst in Frankreich auf. Wegen seiner liberalen Asylpolitik galt Frankreich seit dem 19. Jahrhundert als traditionelles Aufnahmeland. Über 20.000 Emigranten waren 1933 nach Frankreich geflüchtet. Verschiedene Hilfsorganisationen – wie das amerikanische Emergency Rescue Committee – halfen den Emigranten in Frankreich.
Außenpolitisch bemühte sich Frankreich zunächst um ein System der „kollektiven Sicherheit“. Durch Einzelverträge mit nicht-faschistischen Staaten sollte Deutschland isoliert werden. Frankreich schritt nicht ein, als Hitler am 7. März 1936 in das linksrheinische Deutschland einmarschierte, das nach dem Friedensvertrag von Versailles entmilitarisiert war. Auch während des Beginns des spanischen Bürgerkriegs 1936 hielt Frankreich an seiner Politik der Nichteinmischung fest. Am 3. September 1939 erklärte Frankreich Deutschland infolge des Beistandspaktes mit Polen den Krieg.
Die innenpolitische Lage der Dritten Republik Frankreichs war geprägt durch den Einfluss der Weltwirtschaftskrise. Arbeitslosigkeit, Deflationspolitik, Massenstreiks und die daraus resultierenden innenpolitischen Konflikte sorgten dafür, dass die Ausländerpolitik zunehmend restriktiv wurde. Während Frankreich 1933 nachweislich der größten Zahl von Flüchtlingen aus Deutschland die Einreise gewährt hatte, verschärften sich in den folgenden Jahren zunehmend die Bedingungen, signifikant vor allem nach dem französischen Kriegseintritt im Jahr 1939. Lediglich während der kurzen Regierungszeit von Léon Blum zwischen 1936 und 1937 wurden wieder vermehrt Einreisevisen ausgestellt. 1938 und 1939 wurden Emigranten häufig in die Schweiz oder nach Belgien abgeschoben. Die Aufenthaltsbewilligung wurde in vielen Fällen von einer Arbeitserlaubnis abhängig gemacht. Eine reguläre Arbeitserlaubnis erhielt man jedoch erst dann, wenn man einen französischen Pass besaß: eine paradoxe Situation für die Emigranten. In der Landwirtschaft wurden Arbeitskräfte benötigt, wodurch es leichter war, hier eine Arbeitserlaubnis zu erhalten.
Ab 1938 verankerte die französische Regierung die gesetzliche Möglichkeit zur Internierung von Emigranten. Nach dem Kriegseintritt Frankreichs wurden deutsche Emigranten als „unerwünschte Ausländer“ interniert. Spätestens zu Beginn des deutschen Westfeldzugs 1940 suchten viele Deutsche nach Ausreisemöglichkeiten. Frankreich wurde so zum Transitland.