Nach der Niederlage Frankreichs im Sommer 1940 wurde die Grenze zwischen Frankreich und Spanien, die sich entlang der Pyrenäen erstreckt, zum wichtigsten Fluchtweg aus Frankreich. Da die französische Atlantikküste von den Deutschen besetzt war, führte der Weg vor allem an der Mittelmeerküste entlang. Doch auch im Hochgebirge gab es Pfade über die Grenze.

Oftmals ausgestattet mit gefälschten Papieren, um von den spanischen Grenzbeamten nicht zurückgeschickt zu werden, unternahmen allein im Jahr 1940 etwa 30.000 Personen die risikoreiche Flucht. Unter ihnen waren auch Künstlerinnen und Künstler wie Walter Benjamin, Alfred Döblin, Lion Feuchtwanger, Hans Habe, Iwan Heilbut, Heinrich Mann, Hermann Landshoff, Hans Natonek, Franz Werfel und Alma Mahler-Werfel. Unter anderem Lisa Fittko und Hans Fittko halfen zusammen mit dem Emergency Rescue Committee (ERC) bei der Überquerung der Grenze. Ihre Route von dem französischen Banyuls-sur-Mer ins spanische Portbou wurde auch als „F-Route“ bekannt.

Nach der vollständigen Besetzung Frankreichs Ende 1942 wurde das gesamte Grenzgebiet zur Sperrzone. Flüchtende ohne Papiere wurden von der spanischen Polizei nach Frankreich zurückgeschickt. Ab 1943 drohten auf spanischer Seite mehrjährige Haftstrafen. Dennoch unternahmen weiterhin viele Verfolgte die Flucht. Der Historiker Patrik von zur Mühlen schätzt, dass bis Kriegsende mehr als 50.000 Menschen die Pyrenäengrenze zwischen Frankreich und Spanien überquerten. (Patrick von zur Mühlen, Fluchtweg Spanien-Portugal, 1992) Der illegale Charakter ihrer Flucht macht genauere Angaben unmöglich.

Weiterführende Literatur:
Fittko, Lisa: Mein Weg über die Pyrenäen. Erinnerungen 1940/41 München: Hanser 1985.
Klein, Anne: Flüchtlingspolitik und Flüchtlingshilfe 1940-1942. Varian Fry und die Komitees zur Rettung politisch Verfolgter in New York und Marseille. Berlin: Metropol 2007.
von zur Mühlen, Patrick: Fluchtweg Spanien-Portugal. Die deutsche Emigration und der Exodus aus Europa 1933-1945, Bonn: Dietz 1992.