European Film Fund

Dokument: Spendenliste für den European Film Fund
Spendenliste von Mitgliedern des European Film Fund zwischen dem 1. Mai 1941 und dem 30. April 1942
Stiftung Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen. Sammlung Paul Kohner Agency

European Film Fund

Ich wohn in meinem neuen Haus –
doch schmeißt man mich auch dort heraus,
falls ich die Miete nicht bezahle.
So muß ich nun zum x-ten Male,
statt, wie ich’s möchte, selbst zu spenden,
mich wieder an den Filmfonds wenden.
Statt fünfzig zahl ich jetzt neunzig -
und ohne job. Der Fall ist einzig.
Erscheint Euch diese Dichtung gangbar,
dann wäre ich Euch äußerst dankbar,
von wegen Miete, Herz und Leber -
hätte ich’s vor dem ersten Feber.

Paul Schiller an den European Relief Fund (Nachfolgeorganisation des European Film Fund), 25. Januar 1950


In Amerika zurechtzukommen war für viele Filmschaffende – über die Frage der Sprache hinaus – eine Frage der Kontakte und vor allem des Geldes. Nur einem kleinen Teil der deutschen Emigranten gelang der Sprung auf die Gehaltslisten der Studios. Der Filmagent Paul Kohner gründete 1938 zusammen mit Ernst Lubitsch, Charlotte Dieterle, Liesl Frank und anderen den European Film Fund (ab 1948 European Relief Fund), um arbeitslosen Kollegen beizustehen. Zahlungsfähige Filmkünstler gaben Anteile ihres Einkommens wöchentlich an den Fonds ab und unterstützten über Jahre etwa 250 arbeitslose Kollegen mit relativ kleinen Beträgen. Durch die Bemühungen Kohners und des European Film Fund kamen außerdem rettende Verträge mit Filmfirmen in Hollywood zustande: Metro-Goldwyn-Meyer (MGM), Warner Bros. und Columbia stellten im Herbst 1940 Arbeitsverträge für ein Jahr aus, die sie mit Autoren wie Heinrich Mann, Leonhard Frank und Friedrich Torberg (Warner Bros.), Alfred Döblin, Walter Mehring oder Alfred Polgar (MGM) schlossen. So waren ein Visum des amerikanischen Konsulats und ein Wochenverdienst von 100 Dollar garantiert.

Eine wirkliche Perspektive bot dieser karitative Akt allerdings nicht, wie Döblin beklagte: „Wir in den Filmstudios merkten bald, die Gesellschaften hatten nur Wohltätigkeit üben wollen und meinten es nicht ernst mit unserer Arbeit. Wir konnten schreiben, was wir wollten. Es war eine Industrie. Der Dutzendgeschmack der Producers und die Barriere der eingesessenen Professionellen machte jede Bemühung illusorisch.“ (Alfred Döblin: Schicksalsreise, 1949)

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