Dominikanische Republik

Fotografie: Flüchtling, Dominikanische Republik
Eine Emigrantin blickt auf die Bucht von Sosua
United States Holocaust Memorial Museum, courtesy of Archive of the Jewish Community and Museum of Sosua

Dominikanische Republik

Nein, der war kein Humanist, der uns helfen wollte. Aber hatten wir eine Wahl? Hitler, der deutsche Rassist, hat uns verfolgt, letztlich wollte er uns umbringen. Trujillo, der dominikanische Rassist, hat unser Leben gerettet. Die rund 700 Juden, die nach Sosúa kamen, waren in die unangenehme Lage geraten, dem Diktator dankbar sein zu müssen.

Luis Hess, deutscher Exilant in der Dominikanischen Republik


Im Juli 1938 fand auf Anregung des amerikanischen Präsidenten Roosevelt die Konferenz von Évian statt, um Lösungen für die seit den deutschen Annektierungen des Sudetenlandes und Österreichs stetig zunehmenden Flüchtlingszahlen zu finden. Unter den Konferenzteilnehmern erklärte sich als einziges Land die Dominikanische Republik bereit, bis zu 100.000 Juden aufzunehmen. Zum einen wollte der dominikanische Diktator Rafael Trujillo seinen eigenen Ruf international verbessern, hatte er doch im Oktober 1937 ein Massaker an den im Land lebenden Haitianern angeordnet. Zum anderen hatte Trujillo rassistische Beweggründe, die Einwanderung europäischer Juden zu fördern: Er hoffte, dass sich die Bevölkerung der Dominikanischen Republik mit hellhäutigen Menschen „mischen“ würde.

Nach dem Angebot Trujillos, gründete das American Jewish Joint Distribution Committee die Dominican Republic Settlement Association (DORSA), die im Januar 1940 einen Vertrag mit der dominikanischen Regierung abschloss und für die Summe von 100.000 US-Dollar das Gelände einer ehemaligen Bananenplantage in Sosúa kaufte. Hier sollte eine Siedlung für jüdische Emigranten aus Europa entstehen. Insgesamt kamen ab 1940 zwischen 1.000 und 2.000 Flüchtlinge aus Deutschland und Österreich in das Land.

Jedoch waren es europäische Städter, die nun auf einer Karibikinsel zu Farmern werden sollten. Die europäischen Emigranten mussten sich auf eine für sie fremde Kultur und Umgebung einstellen und gleichzeitig landwirtschaftliche Tätigkeiten erlernen, die sie oft vor große Schwierigkeiten stellten. Künstlerische Betätigung blieb die Ausnahme.

Obwohl das Siedlungsprojekt ein Erfolg war und der Name Sosúa noch heute für hochwertige Milch- und Wurstwaren steht, verließen viele der Siedler nach Ende des Zweiten Weltkrieges Sosúa wieder, vor allem in Richtung USA.

In Anlehnung an ihr Exil in der Dominikanischen Republik nutzte die Schriftstellerin Hilde Palm, nachdem sie im Exil zu schreiben begann, „Domin“ als Pseudonym.

Weiterführende Literatur:
Heimat und Exil. Emigration der deutschen Juden nach 1933. Hg. Von der Stiftung Jüdisches Museum Berlin. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 2006
Kaplan, Marion: Zuflucht in der Karibik. Die jüdische Flüchtlingssiedlung in der Dominikanischen Republik 1940 – 1945. Göttingen: Wallstein Verlag 2010