Casablanca

Fotografie: Straßenszene in Casablanca, 1941
Straßenszene mit arabischen Einheimischen und europäischen Emigranten, Casablanca 1941
United States Holocaust Memorial Museum, courtesy of Sophie Freud (#54630)

Casablanca

Nach der Besetzung Frankreichs 1940 und der Aufteilung des Landes in eine besetzte und eine freie Zone verlagerte sich die Reiseroute vieler Flüchtlinge, die nach Übersee wollten, gezwungenermaßen auf den afrikanischen Kontinent: Die französischen Häfen am Atlantik waren in deutscher Hand, wer Europa verlassen wollte, dem blieb aufgrund der restriktiven Transitbestimmungen in Spanien und Portugal oft nur die Ausreise über den letzten freien Hafen Marseille, von dem aus die meisten Schiffe in die zu Vichy-Frankreich gehörenden Kolonien und Protektorate fuhren. Aus geografischen Gründen wurde so die marokkanische Hauptstadt Casablanca zur wichtigsten Transitstation Afrikas. 

Erschwert wurde die Weiterreise von dort allerdings dadurch, dass es keine offiziellen Anlaufstellen für die Flüchtlinge gab und Büros von Hilfsorganisationen Mitte des Jahres 1941 von der Polizei geschlossen worden waren. Zudem verkehrten zu dieser Zeit bereits kaum noch Schiffe über den Atlantik. Über Kontaktleuten vor Ort versuchten Organisationen wie das Centre Américaine de Secours, das Unitarian Service Committee, die HICEM und das Joint Distribution Committee dennoch, für möglichst viele Menschen Schiffspassagen bereitzustellen. Teilweise mussten die Flüchtlinge ihre Reise nach Kuba, Mexiko, oder in die Dominikanische Republik auf Frachtschiffen antreten. Die USA hatte ihre Aufnahmebedingungen verschärft, und erst auf Druck der Flüchtlingsorganisationen konnten einige hundert Flüchtlinge aus Casablanca auch dorthin gerettet werden.

Wer wegen Visa-Problemen oder abgelaufenen Ausreisepapiere aus Vichy-Frankreich in Marokko festsaß, lief Gefahr, zusammen mit den von der französischen Regierung ab 1940 aus ihren Internierungslagern nach Nordafrika gebrachten Flüchtlingen interniert zu werden. Die Häftlinge mussten Zwangsarbeit leisten, beispielsweise beim Ausbau der Transsahara-Eisenbahn.

Als die Deutsche Wehrmacht auch den französischen Süden besetzte und im Januar 1943 die Altstadt von Marseille zerstörte, wurde der Schiffsverkehr zwischen der Hafenstadt und Nordafrika eingestellt.

Weiterführende Literatur:
Anne Klein: Flüchtlingspolitik und Flüchtlingshilfe 1940-1942. Varian Fry und die Komitees zur Rettung politisch Verfolgter in New York und Marseille. Berlin: Metropol 2007

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