Buchgestaltung

Georg Salter: Buchumschlag
Georg Salter: Buchumschlag zu H. G. Wells‘ All aboard for Ararat, Alliance Book Corporation, New York 1941
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, EB 87b/24, © Estate of George Salter

Buchgestaltung

Die Bücher des Exils sollten den Qualitätsansprüchen genügen, die man aus Deutschland mitgebracht hatte. Nicht nur literarische Produktivität, auch Gediegenheit der Buchausstattung konnte so eine politische Dimension gewinnen […].

Der Buchwissenschaftler Ernst Fischer in Buchgestaltung im Exil 1933-1950


Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts entwickelte sich in Deutschland eine vielfältige Kultur der Buchgestaltung. Schrift- und Umschlaggestalter sowie Illustratoren unterschiedlicher Stile und Schulen setzten sich in lebendigen künstlerischen Prozessen mit Ausstattung, Typografie und Einbandgestaltung auseinander. Viele von ihnen waren nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten gezwungen, ins Exil zu gehen. Welchen Einfluss hatte das Exil auf die Ästhetik der Buchproduktion?

Viel hing davon ab, in welchem Land die Buchkünstler Zuflucht fanden und welche wirtschaftlichen und politischen Bedingungen sie dort vorfanden. Exilverlage in Ländern wie Mexiko oder Palästina arbeiteten unter widrigsten Bedingungen, unter denen keine aufwändige oder technisch anspruchsvolle Buchausstattung möglich war. In den Niederlanden, in England und den USA hingegen waren die Bedingungen weitaus günstiger. Hier boten auch die angestammten Verlagshäuser Betätigungsmöglichkeiten für emigrierte Buchkünstler.

Ganz gleich aber, ob die Bücher schlicht oder aufwändiger aufgemacht waren: Für die Beteiligten war es existentiell wichtig, die hohe künstlerische Qualität der Buchgestaltung der Weimarer Republik auch im Exil aufrechtzuerhalten. Vor allem in diesem Gedanken ist der politische Aspekt der Buchgestaltung im Exil zu suchen. Die Gestaltung der Bücher selbst war – von politischer oder gegen den Nationalsozialismus gerichteter Literatur abgesehen – nicht ausdrücklich politisch ausgerichtet, da auch die größte Gruppe der Käufer dies nicht war: Die deutschsprachigen Bücher der Exilverlage wurden bis 1938 größtenteils nicht etwa unter Emigranten, sondern in Österreich und der Tschechoslowakei, in der Schweiz und den Niederlanden verkauft.  

Gibt es dennoch eine künstlerisch spezifische Buchgestaltung des Exils? Eine für das Exil charakteristische Aufmachung von Büchern habe es nicht gegeben, so beschreibt es der Buchwissenschaftler Ernst Fischer. Das Exil habe vielmehr das „Festhalten am Vertrauten“ gefördert, an der „‚Schönheit des Buches‘, in der sich der Selbstbehauptungswillen einer vom Nationalsozialismus vertriebenen und zerstörten Buchkultur manifestierte“. (Buchgestaltung im Exil 1933-1950, S. 49)

Weiterführende Literatur:
Buchgestaltung im Exil 1933–1950. Eine Ausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933–1945 der Deutschen Bibliothek. Ausstellung und Begleitbuch: Ernst Fischer unter Mitwirkung von Brita Eckert und Mechthild Hahner. Wiesbaden: Harrassowitz 2004
Löb, Kurt: Exil-Gestalten. Deutsche Buchgestalter in den Niederlanden 1932-1950. Arnhem: Gouda Quint 1995

Galerie