Fotografie: Hans Günter Flieg, São Paulo
Panoramafotografie von São Paulo, aufgenommen von Hans Günter Flieg, 1950
© Hans Günter Flieg / Instituto Moreira Salles Collection

Brasilien

Immer leidenschaftlicher wurde mein Wunsch, mich aus einer Welt, die sich zerstört, für einige Zeit in eine zu retten, die friedlich und schöpferisch aufbaut; endlich kam ich wieder in dieses Land [...].

Stefan Zweig: Brasilien. Ein Land der Zukunft, 1941


Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 kam Brasilien nur für wenige Flüchtlinge aus Deutschland als Aufnahmeland in Frage. Erst als die Verfolgung von Juden und Oppositionellen immer mehr zunahm wie nach den Novemberpogromen 1938 und als andere Aufnahmeländer die Einwanderungsmöglichkeiten stark einschränkten, kamen mehr und mehr Flüchtlinge nach Brasilien. Insgesamt siedelten sich zwischen 1933 und 1945 etwa 16.000 deutschsprachige Exilanten in Brasilien an. Dabei waren die Einreisemöglichkeiten begrenzt, feste Quoten regelten, wie viele Menschen pro Jahr einreisen durften. Antisemitismus unter den politisch Verantwortlichen führte ebenfalls dazu, dass die Einreise von Juden behindert wurde oder nur illegal über die Einreise aus Nachbarländern möglich war. Von den Einreisebestimmungen ausgenommen waren Wissenschaftler und prominente Künstler.

Viele deutsche Flüchtlinge in Brasilien hatten Schwierigkeiten, eine Arbeitsstelle zu finden, da der Anteil von Ausländern in den Betrieben festgesetzt war. Für Künstler und vor allem für Schriftsteller waren Möglichkeiten für künstlerische Arbeit nur eingeschränkt vorhanden. Weder konnten die Exilanten einen eigenen deutschsprachigen Verlag gründen, noch ihre Werke in bereits bestehenden brasilianischen Verlagen veröffentlichen. Erschwerend kam hinzu, dass nach dem Kriegseintritt Brasiliens 1942 der öffentliche Gebrauch der deutschen Sprache verboten wurde. Während viele Exilanten nach dem Krieg in Brasilien blieben, kehrten vor allem die politisch Verfolgten und Schriftsteller nach Europa zurück oder gingen in andere Länder.

Weiterführende Literatur:
Asmus, Sylvia und Eckl, Marlen: „...mehr vorwärts als rückwärts schauen ...“: das deutschsprachige Exil in Brasilien 1933 - 1945, 1. Aufl., Berlin: Hentrich & Hentrich 2013
Hohnschopp, Christine: Exil in Brasilien - Die deutschsprachige Emigration 1933 -1945: eine Ausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933 - 1945, Die Deutsche Bibliothek, Frankfurt am Main, Leipzig: Deutsche Bibliothek 1994
Krohn, Claus-Dieter u.a. (Hg.): Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933 - 1945, Darmstadt: Primus-Verlag 1998

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