Foto: Bauhaus
Bauhausgebäude Dessau, fotografiert von Lucia Moholy, 1926
Stiftung Bauhaus Dessau (I 1739 F), Architekt: Walter Gropius, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Bauhaus

Das Bauhaus war eine Idee, und ich glaube, daß die Ursache für den ungeheuren Einfluß den das Bauhaus auf jede fortschrittliche Schule in der Welt gehabt hat, in der Tatsache zu suchen ist, daß es eine Idee war. Eine solche Resonanz kann man nicht mit Organisation erreichen und nicht mit Propaganda. Nur eine Idee hat die Kraft, sich soweit zu verbreiten.

Ludwig Mies van der Rohe in einer Rede zum 70. Geburtstag von Walter Gropius, 18. Mai 1953


Das Bauhaus war 1919 von Walter Gropius als Schule für Gestaltung in Weimar gegründet worden mit dem Ziel, Kunst und Handwerk zu einer Einheit zu führen. Die Ausbildung bestand aus theoretischem und praktischem Unterricht in den Werkstätten für Möbel, Weberei, Metall, Wandmalerei, Typografie, Keramik, Bühne und plastische Gestaltung.

Mit dem Regierungswechsel in Weimar 1924 wurden die Zuwendungen für die Staatliche Schule eingeschränkt und als sie 1925 geschlossen werden musste, setzte sich Dessaus Bürgermeister Fritz Hesse für seine Stadt als neuen Standort ein. Dort nahm das Bauhaus seinen Lehrbetrieb im selben Jahr auf und zog 1926 in den von Gropius entworfenen Neubau. Mit dem Grundsatz „Volksbedarf statt Luxusbedarf“ trat Hannes Meyer 1928 die Nachfolge von Gropius als Direktor des Bauhauses an, der zwei Jahre später aus politischen Gründen fristlos entlassen wurde. Anschließend übernahm Ludwig Mies van der Rohe die Leitung, der trotz intensiver Bemühungen die endgültige Schließung des Bauhauses 1933 nicht verhindern konnte.

Die am Bauhaus vermittelte Kunst und Architektur entsprach nicht den nationalsozialistischen Vorstellungen, die Architektur mit Flachdächern abwertend als „Wüstenarchitektur“ bezeichneten und die abstrakte Malerei nicht verstanden. Mit der Industrialisierung und Typisierung befürchtete man die Abkehr vom Handwerk. Unkonventionelle Lehrmethoden, Experimentierfreude, die zwanglose Freizeitgestaltung und das zumeist politisch links orientierte Engagement der Studierenden erregten Anstoß. Zudem war der Ausländeranteil der Studierenden deutlich höher als an vergleichbaren Kunstschulen. Doch nicht nur die Internationalität der Lehrer und Studierenden wurde kritisch betrachtet, auch der soziale Anspruch des Bauhauses, der von den Sozialdemokraten unterstützt wurde, war seinen Gegnern suspekt: man sprach von Kulturbolschewismus am Bauhaus. Zahlreiche Bauhäusler, die als Urheber „entarteter Kunst“ galten, erhielten Ausstellungs- und Malverbote.

Weiterführende Literatur:
Nerlinger, Winfried: Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus: Zwischen Anbiederung und Verfolgung. Berlin, München: Prestel 1993
Hansen-Schaberg, Inge / Thöner, Wolfgang / Feustel, Adriane: Entfernt: Frauen des Bauhauses während der NS-Zeit. Verfolgung und Exil. München: Ed. text + kritik 2012
Neef, Sonja: An Bord der Bauhaus. Zur Heimatlosigkeit der Moderne. Bielefeld: Transcript-Verlag 2009
Baumhoff, Anja / Droste, Magdalena (Hg.): Mythos Bauhaus. Zwischen Selbsterfindung und Enthistorisierung. Berlin: Dietrich Reimer 2009

Galerie