Die Annexion Österreichs 1938

Fotografie: Annexion Österreichs
Deutsche und österreichische Grenzbeamten legen am 15. März 1938 einen Schlagbaum nieder
Bundesarchiv, Bildnr. 137-049278 © Scherl / Süddeutsche Zeitung Photo

Die Annexion Österreichs 1938

Es ist aus. (…) Die Welt ist eine riesige Mausefalle für diejenigen, die das Gute wollen. Und wir haben nicht die Kraft, alle miteinander, die zugeschlagene Tür zu öffnen, die uns in die Freiheit führt.

Lili Körber in ihrem Roman Eine Österreicherin erlebt den Anschluss, 1938


Nach dem von Adolf Hitler erzwungenen Rücktritt des österreichischen Bundeskanzlers Kurt Schuschnigg am 11. März 1938 und dem Einmarsch deutscher Truppen am Tag darauf war Österreich kein selbstständiger Staat mehr, sondern ein Teil des Deutschen Reichs. Die Ereignisse bildeten den Schlusspunkt einer längeren Entwicklung, die 1934 mit der Errichtung eines faschistischen Ständestaats in Österreich begonnen hatte. Zwar hatten einige wenige Künstler*innen das Land daraufhin bereits verlassen, etwa Stefan Zweig oder der zuvor schon aus Deutschland geflüchtete Oskar Maria Graf, die Mehrheit aber war geblieben. Stefan Zweig, der Österreich 1937 noch einmal besuchte, erinnerte sich später an die ablehnende Haltung vieler Freunde, wenn er auf die heraufziehenden Gefahren hinwies: „(…) ich verstand sie nicht mehr und konnte mich ihnen nicht verständlich machen, nach dem zweiten Tag warnte ich niemanden mehr.“ (Stefan Zweig, Die Welt von gestern, 1942)

Viele Künstler*innen flüchteten um den 12. März 1938 herum oder in den Wochen danach aus Österreich oder kehrten von einer Reise nicht mehr dorthin zurück, beispielsweise Ulrich Becher, Richard A. Bermann, Gottfried Bermann-Fischer, Elisabeth Castonier, Gina Kaus, Lili Körber, Soma Morgenstern, Hertha Pauli, Leo Perutz, Carl Rabus, Alma Mahler-Werfel, Bruno Walter, Walter Mehring, Franz Werfel und Carl Zuckmayer. Für diejenigen, die nach 1933 aus Deutschland nach Österreich ins Exil gegangen waren, war es bereits die zweite Flucht.

Auch für exilierte deutschsprachige Schriftsteller*innen in anderen Ländern hatte die veränderte Situation in Österreich weitreichende Folgen: Ein bedeutender Teil des Absatzmarktes für deutschsprachige Exilpublikationen brach nach der Annexion Österreichs weg. Es wurde für Exilverlage daher immer unattraktiver, Bücher in deutscher Sprache zu veröffentlichen.

Weiterführende Literatur:
Manfred Flügge: Stadt ohne Seele. Wien 1938. Berlin: Aufbau 2018

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