American Jewish Joint Distribution Committee

Fotografie: Joseph Schwartz, Lissabon 1941
Joseph Schwartz, europäischer Direktor des American Jewish Joint Distribution Committee, in seinem Büro in Lissabon (1941)
United States Holocaust Memorial Museum, courtesy of Milton Koch (#59606)

American Jewish Joint Distribution Committee

Das American Jewish Joint Distribution Committee (JDC) war ursprünglich 1914 gegründet worden, um die jüdischen Opfer des Ersten Weltkriegs zu unterstützen. In der Zwischenkriegszeit waren zunächst die verarmten jüdischen Gemeinden in der Sowjetunion und Osteuropa im Fokus der jüdisch-amerikanisch Wohlfahrt. Nach 1933 versorgte die Hilfsorganisation auch jüdische Gemeinden in Deutschland mit finanziellen Mitteln. Außerdem half das JDC, das eigene Büros in zahlreichen europäischen Ländern unterhielt, bei der Organisation der Emigration und übernahm Reise- und Visakosten.

Dieser Teil der Arbeit nahm nach den Novemberpogromen 1938 stark zu: Immer mehr jüdische Deutsche wollten das Land verlassen. Nach Kriegsbeginn erhöhte sich die Zahl Flüchtlinge noch einmal. Das JDC koordinierte seine Hilfsaktionen zunächst von Paris, ab Juni 1940 von Lissabon aus: Die portugiesische Hauptstadt wurde zu einer der zentralen Transitstationen auf dem Weg nach Übersee.

Der Rabbiner Joseph J. Schwartz übernahm 1940 das Amt des europäischen Direktors des JDC. Seine Bemühungen um Hilfeleistung gingen mitunter über die Grenze der Legalität hinaus – so zahlte das Komitee auch für falsche Papiere. Schwartz sorgte nicht nur dafür, dass jüdische Flüchtlinge, die Lissabon mit gültigen Reisepapieren erreichten, von dort aus mit dem Schiff weiterreisen konnten, er unterstützte auch Insassen französischer Internierungslager sowie französische Krankenhäuser, Waisenheime und Suppenküchen. Auch in das Ghetto Theresienstadt, nach Polen und in andere von den Deutschen besetzte Gebiete wurden Lebensmittelpakete und Geld geschickt. Diese Aktionen wurden durch den Kriegseintritt der USA erschwert, da das JDC ab diesem Zeitpunkt keine Büros in feindlichen Ländern mehr unterhalten durfte. Mit Hilfe des in der Schweiz ansässigen JDC-Mitarbeiters Saly Mayer gelang es jedoch, Finanzmittel weiterhin in Osteuropa zu verteilen und damit zahleiche Hilfsaktionen zu unterstützen.

Nach Kriegsende kümmerte sich das JDC um jüdische „Displaced Persons“ in Deutschland, Italien und Osteuropa und organisierte nach der Staatsgründung Israels Ausreisen dorthin.

Weiterführende Literatur:
Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. Hg. Israel Gutman, Hg. der deutschen Ausgabe Eberhard Jäckel, Peter Longerich und Julius H. Schoeps. Band II: H-P, München, Zürich: Piper 1998, S. 680ff.
Zweig-Strauss, Hanna: Saly Mayer (1882 - 1950): ein Retter jüdischen Lebens während des Holocaust. Köln: Böhlau 2007