Literarisches Preisausschreiben

Liste: Gutachter der American Guild
Begleitbogen zu Gutachten des literarischen Preisausschreibens, Unterschriften von Thomas Mann, Alfred Neumann, Lion Feuchtwanger und Rudolf Olden, 1938/39
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Archiv der American Guild for German Cultural Freedom, New York / Deutsche Akademie im Exil, EB 70/117

Literarisches Preisausschreiben

American Guild for German Cultural Freedom, 1937-1939

Das Vorhaben eines literarischen Preisausschreibens verfolgte die American Guild bereits seit ihrer Gründung, wie der elfseitige Plan of Action vom April 1936 bezeugt. Anfang 1937 begann die konkrete Umsetzung. Ziel sollte sein, das beste literarische Exilwerk mit einem Preisgeld – zunächst in Höhe von 2.500, später mit 4.520 US-Dollar – zu belohnen. Im Auftrag der Guild kontaktierte der exilierte Literaturagent Barthold Fles Verlage. Es gelang ihm, das Verlagshaus Little, Brown & Company als kommerziellen Partner zu gewinnen. Bei einem feierlichen Dinner am 20. April 1937 kündigte Thomas Mann an, dass man auf der Suche nach der besten Exilliteratur sei. Neben Mann als Vorsitzendem waren weitere Jurymitglieder: Richard A. Bermann, Rudolf Olden, Alfred Neumann, Lion Feuchtwanger und Bruno Frank. Bis zum Einsendeschluss am 1. Oktober 1938 konnten Schriftsteller literarische Manuskripte einreichen.

Zu den eingesandten Manuskripten zählten Texte von Hannah Arendt, Bertolt Brecht, Soma Morgenstern und Jo Mihaly. Um die Preisrichter nicht zu beeinflussen, mussten die Manuskripte unter einem Pseudonym eingereicht werden. 177 Manuskripte gingen ein, von denen 35 aus formalen Kriterien abgelehnt wurden – darunter auch ein Manuskript von Bertolt Brecht, der versehentlich seine Identität preisgab.

Der Verlag hatte sich mit einem Passus im Vertrag abgesichert: Für den Fall, dass das ausgewählte Manuskript kein großes Publikum anspräche, konnte seine Veröffentlichung abgelehnt werden. Für das preisgekrönte Manuskript von Arnold Bender Es ist später denn ihr wißt sah der Verlag auf dem amerikanischen Markt keine Chance. Es erschien erst 1943 unter dem Titel The farm by the lake in einem anderen beteiligten englischen Verlag, Collins in London.

Der Wettbewerb war gescheitert. Ratlosigkeit, Enttäuschung und offener Ärger über den Verlauf des Preisausschreibens waren die Folge. Thomas Mann und seine Tochter Erika Mann traten aus dem Board of Directors aus. In der New Yorker Neuen Volkszeitung äußerte sich Bruno Frank am 23. Dezember 1939 verärgert, und auch der Aufbau berichtete Ende 1939 von der Affäre.

Galerie