Arbeiter-Illustrierte-Zeitung (AIZ)

Fotomontage: John Heartfield, Kleiner SA Heldenbilderbogen
Fotomontage Kleiner SA Heldenbilderbogen von John Heartfield für eine der letzten in Deutschland erschienenen Ausgaben der AIZ
Akademie der Künste, Berlin, Kunstsammlung John Heartfield Nr. 5183, © The Heartfield Community of Heirs/VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Arbeiter-Illustrierte-Zeitung (AIZ)

Eine Illustrierte übt Widerstand aus dem Exil

Die AIZ unterscheidet sich von allen anderen Illustrierten grundsätzlich. Sie hat ihr Gesicht ganz dem Leben und den Kämpfen der Arbeiter und aller werktätigen Schichten zugewandt.

Willi Münzenberg, Solidarität. 10 Jahre JAH 1921-1931, 1931


Eine der auflagenstärksten Illustrierten der Weimarer Republik war die Arbeiter-Illustrierte-Zeitung (AIZ), die in Berlin als kommunistische Propagandazeitschrift erschien. Die Entwicklung der AIZ ist eng verknüpft mit ihrem Verleger und Gründer Willi Münzenberg. 1921 bekam Münzenberg von der kommunistischen Parteileitung in Moskau den Auftrag, eine Zeitschrift zu gründen. In der Illustrierten Sowjetrußland im Bild erschienen großformatige Fotoreportagen und Propagandaartikel über die Sowjetunion. 1924 erfolgte die Umbenennung in Arbeiter-Illustrierte-Zeitung. Sowohl die AIZ als auch ihr Verlag standen unter dem Einfluss der Kommunistischen Partei in Moskau. 

Obwohl die AIZ vor allem Beiträge aus der Sowjetunion brachte und ihre Leser im Klassenkampf unterstützen wollte, war das Blatt kein Parteiorgan. Die AIZ klammerte keinen Bereich des Lebens der Arbeiter aus und legte neben politischer Propaganda auch einen Schwerpunkt auf Unterhaltung. So gab es regelmäßig Gewinnspiele und von der AIZ organisierte Veranstaltungen. Ab 1930 erschienen die satirischen Fotomontagen des Grafikers John Heartfield, dem die AIZ auf diese Weise Raum bot, seine politische Fotomontage weiterzuentwickeln. Ihren Lesern brachte die Zeitschrift avantgardistische Kunst aus dem DADA-Umfeld näher, die sie zu Propagandazwecken einsetzte. In kurzer Zeit entwickelte sich die AIZ zum auflagenstarken Magazin, 1933 wurden wöchentlich etwa 500.000 Exemplare verkauft. Willi Münzenberg stieg zu einem der wichtigsten Verleger der Weimarer Republik auf.

Als kommunistische Zeitung, die die Nationalsozialisten direkt angriff, musste die AIZ nach der Machtübernahme der NSDAP mit Verbot und Verfolgung rechnen. Daher verlegte die Verlagsleitung die Zeitungsproduktion im Februar 1933 nach Prag, während Münzenberg nach Paris floh. Zunächst erschien die AIZ in Prag weiter und rief zum Widerstand gegen das NS-Regime auf. Illegal wurden Ausgaben über die Grenze geschmuggelt. Die Leserschaft bestand jedoch hauptsächlich aus Emigranten, und nur kleine Auflagen wurden gedruckt. Mit der nationalsozialistischen Annexion des Sudentenlandes 1938 wurde die Zeitung eingestellt.

Weiterführende Literatur:
Bois, Marcel / Bornost, Stefan: Kompromisslos auf der Seite der Unterdrückten. Die Arbeiter-Illustrierte Zeitung. In: Bernd Hüttner / Christoph Nitz (Hg.): Weltweit Medien nutzen. Medienwelt gestalten. Hamburg: VSA 2010, S. 185–194
Gross, Babette: Willi Münzenberg. Eine politische Biografie. Hg. v. Koestler, Arthur / Kerbs, Diethard. Leipzig: Forum-Verlag 1991
Schiller, Dieter: „Propaganda als Waffe“. Kurt Kersten und Willi Münzenberg. Berlin: Helle Panke 2007

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