Fotografie: Erweiterungsplan für die ugandische Stadt Kampala
Ernst May, Erweiterungsplan für die ugandische Stadt Kampala, Plan Nr. 2: Sozialstruktur, 1947
Nürnberg, GNM, DKA, NL May, Ernst, I, B-723; Mit freundlicher Genehmigung der Ernst-May-Gesellschaft e.V., Frankfurt am Main

Afrika

Der afrikanische Kontinent präsentierte sich zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland größtenteils noch als Territorialbereich europäischer Kolonialmächte. So besaß Frankreich weitreichenden Einfluss im Nordwesten, während Großbritannien über die gesamte Nord-Süd-Achse des Kontinents Territorium kontrollierte. Spanien, Portugal, Italien und Belgien vervollständigten diesen Kreis. Selbst unabhängige Staaten wie Ägypten, Südafrika, Liberia oder Äthiopien standen ungeachtet ihres formellen Status im Bannkreis dieser Vormacht europäischer Staaten. Deren Bündnisse und Feindschaften bestimmten das Mit- und Nebeneinander der Länder Afrikas entsprechend unmittelbar.

Was die Emigration aus Deutschland nach Afrika wegen rassistischer Verfolgung angeht, so ist bereits ab 1933 ein anhaltender Zustrom deutscher Juden nach Südafrika festzustellen, in ein Land also, „in dem selbst eine aktive Rassenpolitik betrieben wurde“ (Wojak, Südafrika, 1998). Die Flüchtlinge sahen sich vor Ort aber nicht nur mit besagter Politik der Apartheid konfrontiert, sondern auch mit einer reservierten Haltung von bereits dort ansässigen Juden.

Die nordafrikanischen Maghreb-Staaten erlebten einen Exodus deutscher Flüchtlinge erst, nachdem im gegenüberliegenden Frankreich Mitte 1940 ein deutsch-französischer Waffenstillstand in Kraft getreten war. So verschlug es die Schriftsteller Kurt Kersten und Robert Breuer vorübergehend dorthin. Ebenfalls nicht selbst gewählt, sondern als Notlösung nach dem Verpassen eines Schiffes Richtung Kuba, begannen 1942 für die Tänzerin Eugenia Eduardova Exiljahre in Marokko. Eine gezielt in Angriff genommene Emigration von verfemten Künstlern nach Afrika war quantitativ gering. Ein Beispiel bildet Ernst May, der jedoch bezeichnenderweise im tansanischen Exil zunächst das Leben eines Farmers anstrebte und führte.

Eine schon bestehende Vertrautheit durch frühere Reisen, positive Erfahrungen von Freunden und Kollegen sowie die Aussicht auf eine „günstige Infrastruktur für ihre Arbeit“ – nach Jutta Held zentrale Kriterien von zur Emigration gezwungenen Künstlern nach 1933 (Held, Bildende Kunst, 1998) – erfüllte der afrikanische Kontinent trotz oder vielleicht gerade wegen seiner Größe und kulturellen Vielfalt nicht. Hinzu trat der geschilderte Kolonialismus, der ein spannungsreiches Zusammenleben von Siedlern und afrikanischer Bevölkerung zur Folge hatte. Wie der Rückblick zeigt, bot diese spezifische Konstellation europäischen Emigranten aber schließlich auch Chancen, trotz Verlust von Heimat, Hab und Gut im Exil einer privilegierten Schicht anzugehören.

Weiterführende Literatur:
Vormeier, Barbara / von zur Mühlen, Patrick: Afrika, in: Krohn, Claus-Dieter / von zur Mühlen, Patrick / Paul, Gerhard / Winckler, Lutz (Hrsg.): Handbuch der deutschsprachigen Emigration, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1998, Sp. 135-143.
Wojak, Irmtrud: Südafrika, in: Krohn, Claus-Dieter / von zur Mühlen, Patrick / Paul, Gerhard / Winckler, Lutz (Hrsg.): Handbuch der deutschsprachigen Emigration, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1998, Sp. 402-411.
Gutschow, Kai K.: Das „Neue Afrika“, in: Quiring, Claudia u.a. (Hrsg.): Ernst May 1886-1970, München: Prestel 2011, S. 196-213.

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