Fotografie

Foto: Ricarda Schwerin
Ricarda Schwerin in Jerusalem, Fotografie, um 1964
Fotograf unbekannt, Stiftung Bauhaus Dessau, © Tom Segev / Jutta Schwerin

Fotografie

Kaum englisch sprechend, startete ich im Jahre 1934 den populären Weekly Illustrated, danach die Zeitschrift Lilliput im Jahr 1937 und Picture Post im Jahre 1938. 1940 verließ ich England. Es folgten die Magazine Lilliput und Picture Post für Amerika ...

Stefan Lorant, Einige Worte über mich selbst, 1979


Die Fotografen, die ins Exil gehen mussten, hatten weniger Schwierigkeiten, in ihrer neuen Umgebung zu arbeiten als andere bildnerisch arbeitende Künstler oder etwa solche, deren Medium enger mit Sprache zusammenhängt. Einerseits hatte das relativ junge Medium Fotografie weniger nationale Eigenheiten ausgeprägt, was den Wechsel in andere Markt- und Publikumsbedingungen erleichterte. Andererseits war auch Deutschland bereits für viele dort arbeitende Fotografen ein erstes Exilland gewesen, in dem Anpassungsfähigkeit erforderlich gewesen und entwickelt worden war.

Viele Fotografen, die ins Exil gingen, haben die Fotografie des Landes, in das sie gingen, wesentlich beeinflusst, denn gerade in den 1920er und frühen 1930er Jahren hatte sich das Medium Fotografie in Deutschland sehr entwickelt. Das gilt sowohl für die künstlerische Fotografie der Weimarer Republik als auch für die Presse- und Reportagefotografie. Die künstlerische Fotografie stand vor allem dem Bauhaus nahe, und für den Bereich der journalistischen Fotografie gab es ein wachsendes Angebot an Illustrierten. Daher war der Bedarf an hochwertigen Bildern sehr groß. Viele Fotografen brachten im Exilland ihre Erfahrungen ein, die sie bei deutschen Illustrierten gesammelt hatten. In den Bildredaktionen der illustrierten Magazine in England, Frankreich und in den USA nahm man die künstlerischen Strömungen aus Deutschland bereitwillig auf. Weitere Betätigungsfelder waren die Porträt- und die Modefotografie, in der sich Fotografen aus Deutschland auch im Exil einen Namen machten.

In dem Maße, wie sich Fotografen im Exil die neuen visuellen Reize zu Eigen machten, erhielt ihre jeweilige künstlerische Handschrift entscheidende Impulse. Sie gingen mit ihrer Kamera durch Metropolen wie Paris, London und New York und experimentierten mit Montage, Collage, Doppel- und Mehrfachbelichtungen: Stilmittel, die sie zum großen Teil schon vor dem Exil entwickelten, als Elemente einer fotografischen Bildsprache der Moderne. Die optischen Anregungen durch andere Architekturen, andere Mode, großstädtischen Verkehr, insbesondere in New York, und eine andere Ästhetik der Innenausstattung brachten neue Ausdrucksformen in Gang.

Ein Land wie Palästina hingegen bot exilierten Fotografen eine ganz andere Inspiration. Impulse für die künstlerische Arbeit ergaben sich dort aus der Aufbauarbeit eines jungen Staates. Fotografie in Palästina dokumentierte einen bedeutenden historischen Prozess, und die Bilder prägten die Selbstdefinition der in dem Staat lebenden Menschen.

Entsprechend der oftmals gelungenen Integration im Exilland war die Zahl der emigrierten Fotografen, die nach Deutschland zurückkehrten, sehr gering.

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