Dana Ranga – Vielleicht oder nein?

Dana Ranga: Für C
DLA Marbach, Nachlass Oskar Pastior, © Prof. Dr. Klaus Ramm

Dana Ranga – Vielleicht oder nein?

Junges Museum

Wer versucht, über einen verstorbenen Autor Dinge herauszufinden, der steht manchmal vor wahren Rätseln. Fragen kann man ihn schließlich nicht mehr. In der Bibliothek, die Oskar Pastior hinterlassen hat, fand sich eine mysteriöse Schachtel. Wie echte Detektive haben wir uns daran gemacht, ihr Geheimnis zu lüften. Auf den ersten Blick sah sie eigentlich ziemlich unspektakulär aus: Eine Holzbox mit folgender, gestempelter Beschriftung: "Vielleicht oder nein? Dana Ranga. 10 x". Dana Ranga – war das ein Name? Wenn ja, hatte diese Person diese Box verschenkt? Oder gebastelt?

Der Titel war zwar interessant, aber nicht unbedingt hilfreich in Bezug auf die Frage, was in dieser Schachtel drin sein könnte, oder was genau sie bei Oskar Pastior zu suchen hatte. Wenn man außen nichts findet, dann schaut man eben in die Schachtel, nicht wahr? Leider ist das nicht so leicht, wie es sich anhört. Man darf ja nicht einfach in den Sachen fremder Leute herumwühlen, und in einem Archiv schon gar nicht.

Dana Ranga. Wer oder was könnte das sein? Ein Blick ins Internet ergab: Dana Ranga ist eine rumänische Autorin, die in Berlin lebt. Ihre Kontaktdaten findet man im Netz. Das war doch eine heiße Spur! Vielleicht konnte sie uns sagen, was es mit der Box auf sich hatte, vielleicht würde sie uns sogar erlauben, sie zu öffnen? Gedacht, getan. Dana Ranga bekam Post von der LINA – und hatte tatsächlich nichts dagegen, dass drei neugierige Schülerinnen in ihrer Schachtel herumschnüffeln wollten. Puh!

Als es dann endlich soweit war, waren wir schon ganz kribbelig, was wohl das Kästchen verbergen mochte. Auf einem Foto hatten wir nur erkennen können, dass sich darin kleine Papierröllchen, verschlossen mit Kupferdraht befanden – und dass in den Deckel ein Päckchen Streichhölzer geklebt worden war. Aber eben diese Röllchen hatte noch nie jemand geöffnet, außer vielleicht Oskar Pastior – aber den konnte man ja, wie schon gesagt, schlecht fragen.

Zur Dokumentation war in dem kühlen Raum des Literaturarchivs schon eine Kamera bereitgestellt und auch die Schachtel wartete schon ungeduldig darauf, endlich entdeckt zu werden. (Den Film kann man unten anklicken!) Aufgeregt, mit wackligen Knien und zittrigen Fingern, begannen wir, den Deckel der Box zu öffnen. Die schlichte Holzschatulle hatte einen kleinen goldenen Verschluss, der beim Öffnen kaum zu hören war. Beinahe war es wie in einem Krimi: Ganz still, und alle starrten wie gebannt auf das Kästchen. Endlich war der Blick auf das Innere frei. Die Streichhölzer blitzten gefährlich aus der Holzschachtel hervor. Wer steckt schon ein Beinahe-Feuer in eine Box voller Papierrollen?

Die Rollen sah man übrigens beim Öffnen nicht gleich: Sie waren wie unter einem Fensterladen aus dunkelbraunem Tonpapier versteckt. Gespannt klappten wir die Flügel auseinander, und da waren sie endlich: Zehn kleine Pergamentrollenbotschaften. Natürlich hatten wir schon eine Menge Ideen gehabt, was auf solchen Papieren geschrieben sein könnte: Notizen, Gedichte, Liebesgeflüster, vielleicht auch kleine Zeichnungen ...

Als das erste Röllchen nach nicht enden wollendem, vorsichtigem Aufdrehen des Kupferdrahtes endlich geglättet vor uns lag, konnten wir alle des Rätsels Lösung bestaunen: Ein Gedicht. Und es war ja nicht nur eines, aus den anderen neun Rollen schlüpften neun weitere, sozusagen völlig frische Gedichte.

Eines aber schien uns seltsam: Bei allen Gedichten vermissten wir die Überschrift, fanden aber stattdessen etwas Überschriftartiges am Ende jedes Gedichtes: Ein Fazit? Oder eine Überunterschrift?! Denn was sollen Befallene Stadt, ideale Vorgänge sind irreversibel, wie Geier oder sogleich sonst bedeuten?

Wer nun glaubt, dass all unsere Fragen geklärt waren, täuscht sich. Dana Ranga musste irgendetwas mit Oskar Pastior zu tun gehabt haben. Wie standen die beiden in Verbindung? Waren sie sich begegnet? Als sie 1964 in Bukarest geboren wurde, lebte Pastior noch dort. Dana Ranga war vier Jahre alt, als er nach Deutschland flüchtete. Nur, was tun mit all den offenen Fragen? Die Beweise waren schließlich da, fehlten nur noch die Erklärungen.

Na klar, darauf hätten wir auch gleich kommen können: Zeitzeugenbefragung!
Wir haben Dana Ranga unsere Fragen gestellt. Ihre Antworten findet ihr hier.

Viel Spaß!

von Lea-Carina Schadt, Katrin Schüßler und Carolin Veigel

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