Kinder- und Jugendliteratur im Exil

Buchumschlag: Erika Mann
Erika Mann: Ole flyver over Atlanterhavet (Dänische Exilausgabe von Stoffel fliegt übers Meer), 1934. Illustration: Richard Hallgarten
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, F 131980

Kinder- und Jugendliteratur im Exil

Die Faschisten, unsere erbittertsten Gegner, wissen sehr gut, wie wichtig die politische Beeinflussung der Kinder ist.

Die Schriftstellerin Alex Wedding in der Zeitschrift Das Wort, 1937


Kinder- und Jugendbuchautor*innen hatten im Exil vielfach Schwierigkeiten, Publikationsmöglichkeiten zu finden. Da exilierte Kinder und Jugendliche die Sprache ihres Aufnahmelandes oft schnell lernten, spielten auch Übersetzungsmöglichkeiten der (alten und neuen) Werke eine besonders wichtige Rolle. Zudem arbeiteten Kinder- und Jugendbuchautor*innen oft isoliert. Eine Arbeitsgruppe, die zum Zweck der Vernetzung auf dem 1. Internationalen Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur 1935 in Paris geplant worden war, konnte nie realisiert werden. Ein programmatischer Text wie der Beitrag Kinderliteratur von Alex Wedding (d.i. Grete Weiskopf) in der Literaturzeitschrift Das Wort (1937), in dem die Autorin zu einer sozialistischen Ausrichtung der Kinderliteratur aufrief, blieb ein Einzelfall.

Im Unterschied zur NS-Literatur, die darauf abzielte, Kinder und Jugendliche zu kritiklosen Unterworfenen zu machen, stehen in den Werken der exilierten Autor*innen Werte wie Humanismus, Weltoffenheit und Solidarität im Vordergrund. Neben Themen wie Abenteuer, Familie und Freundschaft oder der Begegnung mit einer anderen Kultur fanden auch die Erfahrung von Exil und Krieg, Heimatverlust und Neubeginn Eingang in viele Exilwerke.

Zu den Autor*innen, die ausschließlich für Kinder und Jugendliche schrieben, gehören etwa Auguste Lazar, Ruth Rewald, Lisa Tetzner und Alex Wedding. Andere schrieben gelegentlich für Kinder und Jugendliche, bzw. sie schrieben Werke, die gleichermaßen für Heranwachsende wie für Erwachsene gedachte waren, so etwa: Bertolt Brecht, Willi Bredel, Elisabeth Castonier, Maria Gleit, Iwan Heilbut, Anna Maria Jokl, Mascha Kaléko, Irmgard Keun, Kurt Held (Kurt Klaeber), Maria Leitner, Jella Lepman, Erika Mann, Hermynia zur Mühlen, Maria Osten, Hertha Pauli, Felix Salten, Walter Schönstedt, Anna Seghers, Margarete Steffin, Adrienne Thomas und Erich Weinert. Zu den exilierten Illustrator*innen von Kinder- und Jugendliteratur gehören unter anderem Lea Grundig, Fritz Kredel, Erna Pinner, Ricarda Schwerin, Walter Trier und Hellmuth Weissenborn.

Eine Exilliteraturforschung mit Fokus auf die Kinder- und Jugendliteratur etablierte sich erst vergleichsweise spät, in den 1990er Jahren.

Weiterführende Literatur:
Fernengel, Astrid: Kinderliteratur im Exil. Im „modernen Dschungel einer aufgelösten Welt“. Marburg: Textum 2008.

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