Exilpresse

Exilpresse: Zeitschrift Orient
Titelblatt einer Ausgabe der in Palästina erscheinenden Zeitschrift Orient. Unabhängige Wochenschrift, 28. August 1942
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, EB 53/297

Exilpresse

Heute schreiben wir in die leere Luft. Diejenigen, die uns lesen, sind von vornherein unserer Meinung, und diejenigen, die schwanken, erreichen wir nicht.

Die Figur des Pariser Exilpublizisten Friedrich Benjamin in Lion Feuchtwangers Roman Exil, 1939


Rund 400 Zeitungen und Zeitschriften wurden von den deutschsprachigen Exilierten in der Zeit des Nationalsozialismus in ihren Zufluchtsländern herausgegeben. Einige hatten schon vor 1933 bestanden, etwa die Zeitschriften Arbeiter Illustrierte Zeitung (AIZ), Die Weltbühne oder die Parteiorgane Vorwärts und Die Rote Fahne. Die meisten Blätter aber waren Neugründungen des Exils. Da aufgrund der Sprachbarriere der Vertrieb zumeist auf die deutschsprachige Exilgemeinde beschränkt war, blieben ihr ökonomischer Erfolg und auch ihre Wirkung in die Öffentlichkeit des Exillandes hinein oft begrenzt. Nur wenige Zeitschriften und Zeitungen konnten sich über einen längeren Zeitraum halten. Spätestens mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs mussten die meisten europäischen Blätter der Exilpresse ihre Arbeit einstellen.

Die Zeitungen und Zeitschriften der Exilpresse deckten ein weites thematisches und politisches Spektrum ab. Gemeinsam war ihnen der Ausdruck kultureller und sprachlicher Identität im Exil und die Motivation, ein Zeichen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus zu setzen. Presseorgane wie die in den USA erscheinende Wochenzeitung Aufbau oder die Tageszeitung Pariser Tageblatt/Pariser Tageszeitung hatten darüber hinaus einen Nachrichtenschwerpunkt und informierten über bürokratische und juristische Gegebenheiten des Gastlandes. Zeitschriften wie beispielsweise Maß und Wert, Das Wort oder Orient waren eher mit dem Ziel eines literarisch-kulturellen Austauschs gegründet worden.

Für die Exilpresse zu schreiben, half vielen exilierten Schriftsteller*innen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Vor allem aber bot sich ihnen dadurch eine Möglichkeit, sich weiterhin literarisch oder politisch zu äußern. Wichtige Beiträge zur Exilpresse stammen unter anderem von Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Lion Feuchtwanger, Oskar Maria Graf, Iwan Heilbut, Egon Erwin Kisch, Klaus Mann, Erika Mann, Heinrich Mann, Thomas Mann, Hans Natonek, Joseph Roth, Anna Seghers und Bodo Uhse.

Weiterführende Literatur:
Behmer, Markus (Hg.): Deutsche Pulizistik im Exil 1933-1945. Personen, Positionen, Perspektiven. Festschrift für Ursula E. Koch. Münster: LIT 2000

Galerie