Sonderausstellung: Ulrich Becher

Ulrich Bechers Nachwort zum Nürnberger Prozess

Titelblatt: La Otra Alemania / Das andere Deutschland
Titel der Zeitschrift La Otra Alemania / Das andere Deutschland vom 15.12.1946, darin Ulrich Bechers Nachwort zum Nürnberger Prozess
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, EB Kb 64
Sonderausstellung: Ulrich Becher

Ulrich Bechers Nachwort zum Nürnberger Prozess

Sind die Untaten der Naziherrschaft, die Ermordeten, Wunden, Tränen, Trümmer gerächt dadurch, dass man zwei Dutzend Oberbonzen einem anderthalbjährigen Verhör unterzog. Das Ausmass des geschehenen Unrechts ist weder rächbar noch durch Strafe abzugelten und darum wäre der Weg zum ‚Kurzen-Prozess-Machens‘ zum wenigsten der kürzere gewesen.

Ulrich Becher, Ein Nachwort zum Nürnberger Prozess, 1946


Für die von August Siemsen herausgegebene Zeitschrift La Otra Alemania / Das andere Deutschland verfasste Ulrich Becher 1946 einen Beitrag zu den Nürnberger Prozessen, der in zwei Teilen erschien.

Mit den Prozessen ging Becher hart ins Gericht. Die Deutschen hätten aus „altberüchtigtem Mangel an revolutionärem Talent“ ihre Chance vertan, die „zwar nicht vierundzwanzig, sondern zweitausendvierhundert“ Hauptverantwortlichen durch ein „Antifaschistisches Deutsches Volksgericht […] zusammengesetzt aus politischen KZ-Häftlingen und Untergrundkämpfern“ selbst zu richten.

Dem internationalen Militärtribunal, das die Prozesse führte, hielt Becher vor, „die Schuld der Schuldigen tausendeinmal beweisen“ zu müssen und so die Prozesslaufzeit hinausgezögert zu haben.

Zudem fehlten ihm in der Reihe der Angeklagten die deutschen und internationalen „Drahtzieher“, die Hitler zur Macht verholfen und vom Nationalsozialismus profitiert hatten, die „Mordbuben mit beschränkter Haftung“.

An der Wirkung der Prozesse auf die Deutschen zweifelte Becher und er führte Beispiele für diesen Zweifel an: „Ein deutschbürtiger Arzt in New Jersey fragt mich verwundert: ‚Wissen Sie denn nicht, dass all die Greuelbilder aus diesen angeblichen Vernichtungslagern gestellte Aufnahmen sind, die in Hollywood gedreht wurden? ‘ […] Kästner beschreibt eine jüngst im Augsburger Pälzer-Palais eröffnete Ausstellung moderner deutscher Künstler, die unter den Nazis als ‚entartet‘ verfemt waren. […] Ein Jüngling schnarrte: ‚Diese Sudler gehören alle ins KZ exterminiert!‘“

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