Leumundszeugnis für Ulrich Becher, 1943
Leumundszeugnis für Ulrich Becher, 1943
Since our first acquaintance which happened in high school, Mr. Becher has been an ardent Anti-Nazi […]. It is my strong belief that Mr. Becher’s hatred for Fascism and all that it stands for cannot be doubted.
H. L. Link: Leumundszeugnis, ausgestellt am 15.06.1943, Tionn
Das Leumundszeugnis, ausgestellt von dem in Pennsylvania wohnhaften ehemaligen Mitschüler und Immobilienmakler H. L. Link, mit dem Becher eine langjährige Freundschaft pflegte und den er 1940 noch in Ascona besucht hatte, reiht sich in die jahrelangen Bemühungen des Autors um ein US-Visum ein. Link bezeugt darin Bechers antifaschistische Einstellung und bürgt finanziell für den Autor. Die Bürgschaft seitens eines US-Staatsbürgers war Bedingung zur Einreise in die USA. Ferner war die Vergabe der US-Visen durch feste Quoten beschränkt und ohne Privatvermögen oder ein Empfehlungsschreiben eines amerikanischen Staatsbürgers nur schwer zu umgehen. Becher erhoffte sich einerseits, in den USA die Publikationsmöglichkeiten vorzufinden, die ihm sowohl im schweizerischen als auch im brasilianischen Exil verwehrt geblieben waren. Anderseits drängte der zunehmend besorgniserregende Gesundheitszustand des an Leukämie erkrankten Schwiegervaters Alexander Roda Roda, der bereits seit 1941 mit seiner Frau in New York lebte, zu einer raschen Familienzusammenführung. 1944 wurde die Einreise schließlich bewilligt und das Ehepaar Becher siedelte nach New York über, wo wenige Monate später der gemeinsame Sohn Martin Roda Becher zur Welt kommen sollte.