Ulrich Becher: Männer machen Fehler, 1932
Ulrich Becher: Männer machen Fehler, 1932
33, nachdem ein Okkultist aus Österreich Deutschland übernommen hatte, wurde meinem Rowohltbuch die Ehre zuteil, mit dem Prädikat „Entartet“ versehen und unter den lenzlichen Linden vor der Berliner Universität von ein paar mir persönlich bekannten Kommilitonen in die Bücherscheiterhaufen gepfeffert zu werden.
Ulrich Becher in seinem Essay Finnegan’s Wake, 1978
Gerade einmal 23 Jahre jung war Ulrich Becher, als er eigenen Aussagen zufolge im Frühjahr 1933 mitansehen musste, wie stramm nationalsozialistisch gesinnte Kommilitonen seinen Erstling, den zur Jahreswende 1931/1932 erschienenen Erzählband Männer machen Fehler ins Feuer warfen. So ist in Beiträgen über Becher denn auch wiederholt zu lesen, er sei bei seiner Flucht aus Berlin der jüngste Autor gewesen, dessen Bücher von den Nationalsozialisten verbrannt worden sind. Auch Becher selbst pflegte diesen Topos zeitlebens. Verbürgte Belege dafür ließen sich zwar bis heute nicht finden. Auf der einschlägigen Schwarzen Liste des Bibliothekars Herrmann figuriert Bechers Name jedenfalls nicht (wohl aber jener seines Namensvetters Johannes R. Becher, was auch nach 1945 noch zu unliebsamen Verwechslungen führte). Dass der Aufstieg der Nazis und die Bücherverbrennung von 1933 auch für die Karriere Ulrich Bechers eine deutliche Zäsur darstellte, steht aber außer Frage.
Mit dem im prominenten Rowohlt Verlag publizierten Erzählband, dessen Cover eine Zeichnung des Autors ziert, schien Becher der Durchbruch gelungen und der Weg für eine bedeutende Karriere offen zu stehen. Peter Suhrkamp, der Becher in den 1920er-Jahren in der Freien Schulgemeinde Wickersdorf unterrichtet hatte, lobte in der Literaturbeilage der Vossischen Zeitung die „Empfindungswelt“ des Verfassers und die „seiltänzerisch“ und „nicht ohne einige Saltos“ vorgetragene „Ansicht des jungen Menschen von der Welt“.