Selbstporträt, 1938
Selbstporträt, 1938
Es war wie jähes Aufblühen dieses Landes.
Nun schien zu nehmen es die letzte Hürde
Und niemand dachte damals wohl, dass Hitler
In wenig Jahren Europas Schicksal würde.
Aus Robert Hans Olschwangers Ballade Die Geschichte eines Verbrechens
In den 1920er-Jahren war Olschwanger im Vertrieb der Frankfurter Zeitung tätig, nutzte jedoch vor allem die Möglichkeit, sich mit seinen Zeichnungen einen Namen zu machen. Damals fertigte er – noch unter dem aus den ersten Buchstaben seines Nachnamens bestehenden Pseudonym OLS – Sportzeichnungen an und gestaltete Anzeigen, unter anderem für neu erscheinende Bücher. 1932 erregte eine dieser Anzeigen die Aufmerksamkeit von Fritz von Unruh, der sogar ein Anschreiben an Olschwanger verfassen ließ: „[Die] Anzeige hat das höchste Entzücken Fritz von Unruhs erregt. Er bittet, ihn mit einem gleichgelungenen Inserat zu bedenken.“ Da Unruh im selben Jahr vor den Nationalsozialisten fliehen musste und Deutschland verließ, kam es nicht mehr dazu.
Die zeichnerischen Arbeiten aus dieser Zeit weisen sehr unterschiedliche stilistische Ansätze auf und unterscheiden sich auch von seinen späteren politischen Karikaturen. Das war einerseits den Themen geschuldet, denn es handelte sich hauptsächlich um Werbeanzeigen und Sportzeichnungen. Andererseits stellt dies auch die Vielseitigkeit des Künstlers unter Beweis. Olschwanger ließ sich von modernen Kunstrichtungen wie dem Expressionismus inspirieren, begeisterte sich für das jungen Medium Film und griff inhaltlich Themen der Zeit auf. Insofern überrascht es nicht, wenn eine seiner Anzeigen an Ernst Ludwig Kirchners Holzschnitte erinnert oder seine rasanten Sportzeichnungen in ihrer Dynamik nahezu bewegt wirken.