Passagierliste der Hamburg-Amerika-Linie, 1939
Passagierliste der Hamburg-Amerika-Linie, 1939
Vor langer Zeit musst' ich die Heimat lassen
Als kleines Opfer jener "großen" Zeiten.
Ich hatte Glück, denn noch bin ich am Leben
Und andere mussten Not und Tod erleiden.
Aus Robert Hans Olschwangers Ballade Die Geschichte eines Verbrechens
Olschwangers Schwester und Schwager waren bereits nach Peru ausgewandert und versuchten, ein Visum für ihn zu bekommen. Es gelang ihnen, ihm nicht nur ein Visum, sondern sogar eine Arbeitserlaubnis zu besorgen. Ab November 1938 hatte Olschwanger einen festen Vertrag als Zeichner bei einer der wichtigsten Tageszeitungen Perus erhalten, La Prensa. Sein Schwager musste dafür eine Kaution in Höhe von mehr als zwei Monatsgehältern hinterlegen, die dazu dienen sollte, die Kosten für eine Passage zurück nach Europa zu decken, sollte Olschwanger von der peruanischen Regierung ausgewiesen werden. Mit Visum und Arbeitsvertrag hatte er gute Chancen auf eine baldige Ausreise. Gerade noch rechtzeitig beantragte Olschwanger einen internationalen Führerschein. Nach den Novemberpogromen 1938 hatte Heinrich Himmler Anfang Dezember in seiner damaligen Funktion als "Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei“ eine Verordnung erlassen, die Juden und Jüdinnen das Führen von Fahrzeugen untersagte. Die Verordnung wurde am 9. Dezember im Jüdischen Nachrichtenblatt veröffentlicht und verpflichtete zur Abgabe der Führerscheine bis spätestens 31. Dezember 1938.
Währenddessen entwickelte sich Perus Politik zunehmend nationalistisch und antisemitisch. So wurde 1938 nach der Konferenz von Évian eine Einwanderungssperre verhängt, die sich insbesondere gegen Personen jüdischer Herkunft richtete. Daher ließ sich Olschwanger, ebenfalls noch im Dezember, kurz vor seiner Ausreise, in Berlin katholisch taufen.