Max Beckmann und Stephan Lackner
Max Beckmann und Stephan Lackner
Mit der Kunst Max Beckmanns kam Stephan Lackner bereits als junger Mann in Frankfurt am Main in Berührung, als er im Hause der befreundeten Familie des Amtsgerichtsrates Ernst Levi verkehrte, deren Sohn Bernhard Heiden sein bester Freund wurde. Die Arbeiten Max Beckmanns dort machten einen starken Eindruck auf ihn. Mit 18 Jahren erwarb Lackner sein erstes Werk Beckmanns, die Lithografie der Frau Parcus (Hofmaier 206).
1933 lernten sich die beiden Männer näher kennen, als Lackner das erste Gemälde des Malers, Mann und Frau von 1932 (Göpel 363), kaufte. Er sah es in der durch das Propagandaministerium bereits geschlossenen Beckmann-Ausstellung im Speicher des Erfurter Angermuseums. Diesen mutigen Schritt, das Gemälde eines verfemten Malers zu kaufen, hat Max Beckmann dem jungen Schriftsteller nie vergessen zumal es für ihn die einzige Sympathiebezeugung in dieser schweren Zeit war. Der Maler schreibt am 21. Juni 1933 an Lackner: „Es hat mich sehr gefreut, dass ein junger Mensch den Mut und die Energie hat Empfindungen zu realisieren.“ Vermittler dieses Kaufes war Ernst Levi.
Das Gemälde bildete den Grundstock zu der weltweit größten privaten Beckmann-Sammlung, die zeitweilig über 60 Gemälde und einige Aquarelle umfasste. Der erwähnte Vertrag zwischen Sammler und Maler sah für Letzteren ein regelmäßiges monatliches Einkommen vor, für das er im Gegenzug Bilder „lieferte“ (vgl. Brief Stephan Lackners an Max Beckmann vom 3. September 1938).
Ein gemeinsames Projekt des Schriftstellers und des Malers war Lackners Drama Der Mensch ist kein Haustier von 1937, zu dem Beckmann die Illustrationen anfertigte. Der Künstler schätzte den jungen Lackner und übte gelegentlich auch konstruktive Kritik an dessen Werken. Es war dem passionierten Leser Beckmann wichtig, sich mit dem Schriftsteller über seine Lektüre auszutauschen.
Seinem eigenen Verständnis nach betrachtete sich Stephan Lackner, dem der Einfluss des Malers auf sein eigenes Leben stets bewusst war, als „Beckmanns Schüler in einem anderen Material“ (Stephan Lackner in einem Brief an Erhard Göpel am 15. Februar 1954.)
Wie sehr der befreundete Schriftsteller den Maler verehrte, kommt in einem Brief Lackners an den Künstler vom 11. September 1948, kurz vor Beckmanns zweiter Ausreise in die USA zum Ausdruck: „Also viel Glück für die Überfahrt […] In der Umgebung von Picasso, Toulouse und vielen anderen wird es einem ganz klar, wie überlegen und grossartig Ihre Werke sind. Sie sind doch der ungekrönte König der modernen Kunst.“