Sonderausstellung: Max Beckmann

Max Beckmann: Georg Swarzenski, Zeichnung (1950)

Zeichnung: Max Beckmann, Georg Swarzenski
Max Beckmann: Georg Swarzenski, 1950
Städel Museum, Frankfurt am Main ⓒ VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Sonderausstellung: Max Beckmann

Max Beckmann: Georg Swarzenski, Zeichnung (1950)

Ich hatte Beckmann seit vor dem Sommer nicht gesehen, und im Dezember machte er eine grosse, grossartige, Porträtzeichnung von mir, die, ohne mein Wissen als Geburtstagsüberraschung gedacht war. – Genau 14 Tage nach der Sitzung war das funeral. [Der Künstler war am 27. Dezember 1950 gestorben.] Ich hatte ihn bei diesem ungeahnt letzten Zusammensein körperlich sehr, fast erschreckend, mitgenommen gefunden, ich schob es aber auf die Spannung der Arbeit; er war nach der Sitzung so erschöpft wie ich ihn nie vorher gesehen hatte. – Für ihn ist der plötzliche ungeahnte Tod eine Fügung, für die man dankbar sein muss.

Georg Swarzenski in einem Brief an Lilly von Schnitzler vom 18. Februar 1951


Georg Swarzenski wurde am 11. Januar 1876 in Dresden geboren und studierte Jura  anschließend Kunstgeschichte, Archäologie und Musikwissenschaft. Beide Studiengänge schloss er jeweils mit der Promotion ab. Er war 1906 bis 1938 Direktor des Städelschen Kunstinstitutes (heute Städel Museum) in Frankfurt am Main, hat 1906 die Städtische Galerie dort gegründet und 1909 das nahegelegene Liebieghaus als Skulpturensammlung eröffnet. Früh schon hat er Werke von Max Beckmann für die Städtische Galerie erworben und ist von ihm auch mehrfach porträtiert worden. Von 1928 bis 1933 war Swarzenski zugleich Generaldirektor der Städtischen Museen in Frankfurt. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde er, obwohl evangelisch, wegen seiner jüdischen Herkunft 1933 als Generaldirektor in den Ruhestand versetzt und 1938 als Direktor des Städelschen Kunstinstitutes zwangspensioniert. Swarzenski emigrierte noch in demselben Jahr in die USA und wurde Dozent für Kunstgeschichte in Princeton, 1939 bis 1957 Research Fellow für mittelalterliche Kunst und Skulptur am Museum of Fine Arts in Boston. Max Beckmann hat ihn in den USA mehrmals wieder getroffen. Am 14. Juni 1957 ist Georg Swarzenski in Boston gestorben.

Die Bildniszeichnung, die Max Beckmann von Swarzenski angefertigt hat, wurde für dessen Festschrift zum 75. Geburtstag als Frontispiz verwendet. Für das Original hat Beckmann blaues Papier genommen und mit Kohle den Kopf nahezu von vorn gezeichnet. Swarzenskis Blick dringt aber weniger durch die Brille, als dass er sich mehr ins Innere zurückgezogen hat und so die Vergeistigung des Gelehrten in hohem Alter anschaulich macht.

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