Sonderausstellung: Max Beckmann

Max Beckmann: Abtransport der Sphinxe, Gemälde (1945)

Gemälde: Max Beckmann, Abtransport der Sphinxe
Max Beckmann: Abtransport der Sphinxe, 1945
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe ⓒ VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Sonderausstellung: Max Beckmann

Max Beckmann: Abtransport der Sphinxe, Gemälde (1945)

Nun naht langsam das Ende. Engländer bei Wesel über den Rhein […] Morgens erstmalig an den „Sphynxen“.

Max Beckmann in einem Tagebucheintrag vom 25. März 1945


Max Beckmann ist zu dem Gemälde durch zwei einzelne Sphingen auf den Torpfeilern des Wertheim Parks in Amsterdam, Eingang Plantageparklaan, angeregt worden, ohne dass solche Anregung für den Sinn des Gemäldes erheblich wäre. Wichtiger ist, dass das Gemälde während der letzten Monate des Zweiten Weltkrieges entstanden ist. Bis zum 2. Oktober hat er daran gemalt.

Die Szene findet am Strand statt, hinten das tiefblaue Meer unter lichtem Himmel. Eine behelmte Figur mit Schwert vorn deutet den kriegerischen Charakter des Vorganges an, an dem hauptsächlich zwei lebendige Sphingen auf einem „Triumphbogen“ und eine weitere auf vergittertem Karren betroffen sind, jene frei, diese gefangen und mit entsprechend schmerzlicher Miene. Ihre blonden Haare wie blutigen Tatzen lassen in ihr eine Figur Deutschlands vermuten, während der „Triumphbogen“, seine Beschriftung ([P]ARK   TUIN), die stolz darauf sitzenden Sphingen, die denen des Wertheim Parks etwas ähneln, und die Fahne hinter ihnen wohl auf Holland deuten, jedenfalls Niederlage einerseits, Sieg andererseits.

Der spätere Käufer des Bildes Helmuth Lütjens hat darüber geäußert: „Dies ist Beckmanns Friedensbild.“ Der Maler hat also nicht eine reale Situation dargestellt, sondern hat das Kriegsende in eine allegorische Szenerie verwandelt, für die er die gefährliche Sphinx als bekannte mythologische Figur genutzt hat  -  ausgehend von den bloß dekorativen Sphingen des Amsterdamer Parkes. So aber hat er, hat sich ihm auch in diesem Falle Gewöhnliches unversehens verwandelt in Bedeutsames.

Weiterführende Literatur:
Lenz, Christian: Schön und schrecklich wie das Leben. Die Kunst Max Beckmanns 1937 bis 1945. In: Max Beckmann. Exil in Amsterdam. Ausstellungskatalog. Amsterdam / München: Hatje Canz 2007/2008, S. 33-107

Galerie