Sonderausstellung: Max Beckmann

Max Beckmann: Die Reise, Gemälde (1944)

Gemälde: Max Beckmann, Die Reise
Max Beckmann: Die Reise, 1944
Privatbesitz ⓒ VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Sonderausstellung: Max Beckmann

Max Beckmann: Die Reise, Gemälde (1944)

Die dargestellte Reise, gemalt 1944 im Amsterdamer Exil, bezieht sich auf den ,Zug der Zeit’, und sie bezieht sich auf die beiden Großstädte Berlin und Paris, Stationen von Beckmanns Reise in die Emigration. Dem quergestrecktem Format entspricht ein kurzer Zug mit Soldaten, deren Winken zwei erotischen blonden Frauen auf dem Bahnsteig gilt. Erstere, mit dem Rücken zum Betrachter, breitbeinig auf einer Kiste sitzend mit dem Schild PARIS, erwidert ausdrücklich das Winken der Soldaten. Die andere aber, weitgehend entblößt, ist von den Winkenden abgewandt, ja geht sogar entschlossen davon. Ein Page des Hotels Eden begleitet sie, blickt gleichzeitig aber auf eine Figur, die auf einer Kiste mit der Aufschrift BER[LIN] sitzt und das Gesicht in den Händen birgt. Page und Klagende sind kontrastierende Nebenfiguren gleich der Nonne bei der Pariserin. Wie schon bei Karneval dient der Name „Eden“ als Hinweis auf das von Beckmann bevorzugte Hotel in Berlin und auf die Vertreibung aus diesem Paradies.

Im Juni 1943 hatte die Offensive der Westmächte begonnen. Im November begannen die Serienangriffe auf Berlin, die bis März 1944 anhielten, also gerade zu der Zeit, als Beckmann Die Reise malte. Im Tagebuch vermerkt er unter dem 24. November: „Berlin 2 mal bombardiert gestern“. Drei Tage später hat er das Bild angefangen. Am 29. Dezember wird im Tagebuch festgehalten: „Abends Flieger wieder nach Berlin“, weitere solche Einträge folgen 1944 bis Mitte April, als das Gemälde vollendet war.

Dem Unterschied zwischen Berlin und Paris entsprechen die Hauptpersonen in ihren kleinen Gruppen. Die Pariserin ist den Soldaten in ihren blau-roten ‚französischen‘ Uniformen zugewandt, während die vornehmere Berlinerin, Personifikation von Beckmanns Erlebnissen dort, den Winkenden stolz den Rücken zukehrt.

Diese Reise umfasst Beckmanns Reise-Leben im Zusammenhang mit Berlin und Paris unter Bezug auf Emigration und auf das zeitgenössische Kriegsgeschehen.

Weiterführende Literatur:
Lenz, Christian: Schön und schrecklich wie das Leben. Die Kunst Max Beckmanns 1937 bis 1945. In: Max Beckmann. Exil in Amsterdam. Ausstellungskatalog. Amsterdam / München: Hatje Canz 2007/2008, S. 33-107

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