Sonderausstellung: Max Beckmann

Max Beckmann: Frankfurter Hauptbahnhof, Gemälde (1942)

Gemälde: Max Beckmann, Frankfurter Hauptbahnhof
Max Beckmann: Frankfurter Hauptbahnhof, 1942
Historisches Museum, Leihgabe im Städel Museum © VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Sonderausstellung: Max Beckmann

Max Beckmann: Frankfurter Hauptbahnhof, Gemälde (1942)

Die Stadt Amsterdam hatte Max Beckmann offenbar kein Gebäude zu bieten, das ihm ein Bild wert gewesen wäre. Ein entsprechendes Gemälde ist 1942 jedoch vom Frankfurter Hauptbahnhof entstanden. Man wird es nicht derart den „Wunschträumen“ des Malers zuordnen wie die Bilder vom Mittelmeer, aberes doch als ein Zeugnis starker Erinnerungen verstehen. Zum Teil gab es noch unmittelbare Beziehungen nach Deutschland, von denen die Besuche, Aufträge und Briefe zeugen, zum anderen Teil wirkten Erinnerungen ohne solche Anlässe nach. „Schöne Träume der Vergangenheit ziehen kurz vorbei wie ein seltenes Parfum“, notiert Beckmann am 21. November 1947 im Tagebuch.

Besondere Bedeutung hatte Frankfurt, wo der Künstler lange gelebt hat. Der Frankfurter Hauptbahnhof war einer seiner bevorzugten Orte in der Stadt, wo er um Mitternacht „zuweilen in dem südlichen Bahnhofsrestaurant“ saß und Champagner trank. Am 19. Juni 1947 dankte er dem Frankfurter Oberbürgermeister für die Einladung gelegentlich seiner Ausstellung: „Es war mir eine besondere Freude gerade von dort aus einen Freundschaftsbeweis zu bekommen, wo ich so schöne Zeiten und ein so bitteres Ende erlebt habe.“ In der Halle des Amstelhotels hat er denn auch „viel an Frankfurter Hof gedacht“, wie das Tagebuch am 5. April 1942 vermerkt, am Weihnachtsabend desselben Jahres: „dachte an vor 10 Jahren im Frankfurter Hof   -   großer Weihnachtsbaum   -   très désespéré“. Aufmerksam, bedrückt verfolgt er in Amsterdam die Bombardierung deutscher Städte und dann das Vorrücken der Alliierten. „Hörte Frankfurt alles kaputt. Traurig“ (Tagebuch, 12. April 1944).

Er hat den Blick von einem gegenüberliegenden Haus gegeben, über den Vorplatz zum Front des Hauptgebäudes mit den seitlichen Nebengebäuden. Das dominierende Blau, die Mondsichel und die geheimnisvolle Katze vorn verleihen dem Dargestellten eine träumerische Nuance. Wenn man das Bild sieht ohne zu wissen, dass es während des Krieges im Exil entstanden ist, kann man es als melancholische Erinnerung an „so schöne Zeiten“ gar nicht verstehen.

Weiterführende Literatur:
Lenz, Christian: Schön und schrecklich wie das Leben. Die Kunst Max Beckmanns 1937 bis 1945. In: Max Beckmann. Exil in Amsterdam. Ausstellungskatalog. Amsterdam / München: Hatje Canz 2007/2008, S. 33-107

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