Sonderausstellung: Max Beckmann

Max Beckmann: Illustrationen zur Apokalypse (1941-1942)

Illustrationen: Max Beckmann, Apokalypse
Max Beckmann: Illustrationen zur Apokalypse (1941/1942) Die Vier Apokalyptischen Reiter
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Fotoabteilung, Privatbesitz
Sonderausstellung: Max Beckmann

Max Beckmann: Illustrationen zur Apokalypse (1941-1942)

„Appo gearbeitet. Dunkler Sonntag.“ So heißt es unter dem 14. Dezember 1941 im Tagebuch Max Beckmanns. Die Jahre 1941 und 1942 sind auch die Jahre der Illustrationen zur „Apokalypse“, nun bereits unter deutscher Besatzung in Holland. Max Beckmann hat diesen Auftrag, der ihm als „entartet“ Verfemten und Emigranten moralische wie finanzielle Unterstützung, darüber hinaus aber eine große künstlerische Herausforderung bedeutete, von seinem guten Bekannten Georg Hartmann in Frankfurt am Main erhalten, Inhaber der Bauerschen Giesserei. Selbstverständlich ist dem Auftraggeber wie dem Künstler der Bezug zur eigenen Zeit bewusst gewesen, vom Impressum ausdrücklich bekundet: „Im vierten jahre des zweiten weltkrieges, als gesichte des apokalyptischen sehers grauenvolle wirklichkeit wurden, ist dieser druck entstanden.“ Max Beckmann hat allerdings seine Aufgabe nicht darin gesehen alle Visionen zu aktualisieren. Das zeigt sich schon im Text des Titelbildes, wo zwei verschiedene Zitate zusammengezogen sind: „Im Anfang war das Wort“ (Johannes-Evangelium 1,1) und „Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an […] denn ihre Werke folgen ihnen nach.“ (Offenbarung des Johannes 14, 13) „Werke“ sind natürlich auch die Kunstwerke, die Max Beckmann geschaffen hat.

Die Auflage betrug nur 24 Exemplare, weil mehr der Zensur hätten vorgelegt werden müssen. Beckmann hat in Amsterdam Lithographien auf Umdruckpapier geschaffen, die in Frankfurt gedruckt worden sind. In einigen Mappen sind die Lithos koloriert worden, sehr wenige vom Künstler selbst. Kurierdienste zwischen Amsterdam und Frankfurt haben Peter Beckmann, Erhard Göpel und Lilly von Schnitzler geleistet.

Mit den Illustrationen zur „Apokalypse“ war also ein sehr hoher Anspruch in mehrfacher Hinsicht verbunden. Max Beckmann muss aber noch in anderer Hinsicht von dem Text der „Apokalypse“ berührt gewesen sein. Was Johannes wahrnimmt, sind Visionen, die Offenbarungen darstellen. Wird Beckmann hierin bereits eine Analogie zu seinem Künstlertum gesehen haben, so auch in der Tatsache, dass die Bilder der Offenbarung symbolisch zu verstehen sind. Gleichwohl liegt der „Apokalypse“ Zeitgeschehen zugrunde, nämlich die Bestrafung der Römer als Feinde der christlichen Gemeinde und die Verheißung endgültiger Rettung. Hat Beckmann auch davon gewusst, hat er eine Analogie zu den Nationalsozialisten und den von ihnen Verfolgten gesehen? Er hat sich selbst jedenfalls, das zeigen die Bilder, mehrfach ‚wiedergefunden’. Er selbst ist Johannes, dem „ein neuer Himmel und eine neue Erde“ zum Schluss gezeigt werden, er ist aber auch der Leidende, dem „Gott wird abwischen alle Tränen“, und er ist derjenige, dem die Krone des Lebens versprochen wird, wenn er „getreu bis in den Tod“ ist.

Weiterführende Literatur:
Lenz, Christian: Schön und schrecklich wie das Leben. Die Kunst Max Beckmanns 1937 bis 1945. In: Max Beckmann. Exil in Amsterdam. Ausstellungskatalog. Amsterdam / München: Hatje Canz 2007/2008, S. 33-107

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