Sonderausstellung: Max Beckmann

Max Beckmann: Große Rivieralandschaft, Gemälde (1940)

Gemälde: Max Beckmann, Große Rivieralandschaft
Max Beckmann: Große Rivieralandschaft, 1940
Privatbesitz ⓒ VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Sonderausstellung: Max Beckmann

Max Beckmann: Große Rivieralandschaft, Gemälde (1940)

Die Bilder, die man hier sah, waren aus Wunschträumen entstanden, aus der Sehnsucht nach Reisen in die Ferne. Manchmal sprach man davon, an der Küste des Mittelmeers, in Italien oder an der Côte d’Azur zu sein, und wenn man Tage später wiederkam, waren die Bilder gemalt: Himmel, Meer, Palmenterrassen   -   leuchtend blau, grün, ein weißer Akzent   -, als ob die Augen des Malers sich wollüstig mit den Farben des Südens vermählt hätten.

Erhard Göpel, Max Beckmann in seinen späten Jahren, 1955


Max Beckmann hatte eine Vorliebe für das Meer. Sehr gern ist er nach Italien oder Frankreich ans Mittelmeer gefahren. In Zusammenhang mit diesen Reisen sind seit 1924 etliche Bilder von der italienischen Küste entstanden, seit 1930 von der französischen. 1938 konnte Beckmann mit Stephan Lackner noch einmal an die Côte d’Azur reisen, nach Bandol, und im April 1939 nach Cap Martin, aber das waren für lange Zeit die letzten dieser Reisen. Mit dem Ausbruch des Krieges am 1. September 1939, der Besetzung Hollands durch die deutschen Truppen 1940 und dem weiteren Verlauf des Krieges waren derartige Reisen ausgeschlossen.

Für Beckmann blieben nur noch Erinnerungen an die sonnigen Küsten, und so malte er, gestützt auf einige Fotografien in manchen Fällen, inmitten von Amsterdam Erinnerungsbilder vom Süden wie die Große Rivieralandschaft.

Die Große Rivieralandschaft zeigt bereits hinsichtlich ihrer ungewöhnlichen Größe, im Titel aufgenommen, wie wichtig sie dem Künstler gewesen ist. Die weit genommene Sicht geht hoch von einer Terrasse über die Felsen der Landzunge und das blaugrüne Meer zum Horizont, wo eine Insel lagert. Das helle Licht, das zarte Blaugrün des Meeres und die südliche Vegetation auf den Felsen vermitteln einen heiteren, geradezu strahlenden Eindruck, der in der blau-weiß-roten Fahne seine triumphierende Pointe hat.

An diesem Gemälde wird der Abstand zwischen der Wirklichkeit, in der Beckmann gefangen war und dem, wonach er sich sehnte, besonders deutlich. Solcher Abstand ist aber nicht nur bei den Landschaften festzustellen, sondern auch bei manchen Bildnissen und anderen Figurenbildern. Der Künstler hat sich mit vielen von ihnen eine ersehnte Wirklichkeit geschaffen.

Als er 1947 endlich wieder an die französische Mittelmeerküste reisen konnte, sind im Anschluss daran in Amsterdam neue Bilder entstanden, die jetzt keine „Sehnsuchtslandschaften“ mehr waren. Das Mitteleer und seine Küste war wieder Wirklichkeit geworden.

Weiterführende Literatur:
Lenz, Christian: Schön und schrecklich wie das Leben. Die Kunst Max Beckmanns 1937 bis 1945. In: Max Beckmann. Exil in Amsterdam. Ausstellungskatalog. Amsterdam / München: Hatje Canz 2007/2008, S. 33-107

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